Am heutigen Donnerstag ist die Verkündung von weiteren geldpolitischen Schritten seitens der SNB eher unwahrscheinlich. Des Weiteren hat die schweizer Wirtschaft den Frankenschock sehr gut verarbeitet. Gastkommentar von Ursina Kubli, Ökonomin, Bank J. Safra Sarasin.
Die geldpolitische Entscheidung dürfte der Schweizerischen Nationalbank (SNB) an diesem Donnerstag ungewohnt einfach fallen. Voraussichtlich wird sie keine Änderung der Geldpolitik bekanntgeben. Erstens ist die Schweizer Wirtschaft in einem deutlich besseren Zustand als erwartet worden war. Die wirtschaftliche Erholung war im 2. Quartal 2016 unverhofft stark und hat damit positiv überrascht. Zudem wurden die vergangenen Wachstumszahlen in den jüngsten Veröffentlichungen des Bundesamts für Statistik aufwärts revidiert.
Nach diesen Daten haben wir unsere Jahresprognose für das Schweizer Wirtschaftswachstum in 2016 von 1,0 Prozent auf 1,5 Prozent erhöht. Auch die SNB wird anerkennen, dass die Schweizer Wirtschaft den Frankenschock sehr viel besser verkraftet hat als befürchtet worden war. Zweitens hat die Europäische Zentralbank (EZB) am 8. September 2016 entschieden, ihre Geldpolitik zunächst unverändert zu belassen. Weitere geldpolitische Lockerungsmassnahmen der EZB hätten den Euro geschwächt und die SNB zu mehr Währungsinterventionen gezwungen. Drittens entwickelt sich die Schweizer Inflation langsam in den positiven Bereich und wird die Inflationserwartungen entsprechend stützen.
Kaum Bewegung erwartet
Die SNB wird am Donnerstag kaum für Überraschungen sorgen. Sie dürfte das Zielband für den Libor zwischen –1,25 Prozent und –0.25 Prozent belassen und die Drohkulisse bezüglich weiterer Währungsinterventionen beibehalten. In Zukunft erachten wir jedoch weitere Maßnahmen der SNB als sehr wahrscheinlich. Die Sichtguthaben der Notenbank sind in den vergangenen Wochen weiter angestiegen und deuten auf fortwährende Deviseninterventionen der Währungshüter hin. Offensichtlich klingt die Nachfrage nach dem Franken nicht ab. Der Hauptgrund für die starke Nachfrage ist die signifikante Verengung der Zinsdifferenzen zwischen der Eurozone und der Schweiz. Kurz nach Einführung der Negativzinsen im Januar 2015 betrug die Zinsdifferenz noch 100 Basispunkte. Inzwischen ist die Differenz auf lediglich 40 Basispunkte geschrumpft. Die Risikoprämie auf den Franken ist demzufolge sehr gering und unterstützt die Nachfrage nach dem sicheren Hafen. Dies wird die SNB in Zukunft zwingen, entweder ihre Zinsen zu senken oder weiterhin an den Devisenmärkten zu intervenieren.
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In der Vergangenheit haben wir bei der SNB beobachtet, dass sie sich nicht gegen permanent ändernde Fundamentaldaten stemmen will. Bei weiteren Maßnahmen der EZB hingegen, kämen die Zinsdifferenzen zwischen der Eurozone und der Schweiz noch stärker unter Druck. Wir gehen deshalb davon aus, dass die SNB ihre Zinsen um –25 Basispunkte senken könnte, falls die EZB expansiver wird. Ursina Kubli ist Ökonomin der Bank J. Safra Sarasin.
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