Franck Dixmier, Globaler Anleihenchef von Allianz Global Investors, mit seinen Einschätzungen zur Politik der EZB im Vorfeld der kommenden Sitzung am 10. März.
Angesichts der anhaltend niedrigen Inflation (-0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr im Februar) und von Inflationserwartungen, die sich in den letzten Monaten weiter abgeschwächt haben, hegen die Märkte hohe Erwartungen an die kommende EZB-Sitzung am 10. März. Für die EZB steht viel auf dem Spiel: zum einen darf sie nicht den geringsten Zweifel daran lassen, dass sie ihr Preisstabilitätsziel nicht aus den Augen verliert, zum anderen muss sie dem wachsenden desinflationären Druck entgegenwirken, der über negative Zweitrundeneffekte bei den Gehältern die gesamte Eurozone in die Deflation tauchen könnte.
Mario Draghi hat die Märkte in schwierigen Situationen wiederholt durch den kreativen Einsatz unkonventioneller Maßnahmen überrascht. Das ist auch der Grund, warum es vor dem Hintergrund der aktuell hohen Markterwartungen durchaus möglich ist, dass die EZB weitere Maßnahmen ankündigt.
System differenzierter Zinsen
So wären wir nicht überrascht, wenn Mario Draghi den Einlagensatz um mehr als die vom Markt erwarteten 10 Basisunkte senken würde. Diese Maßnahme könnte mit einem System differenzierter Zinsen verbunden werden, wie wir es aus der Schweiz und Japan kennen, um exzessive Cash-Reserven der Banken zu bestrafen. Verbunden mit einer Erhöhung der monatlichen Anleihekäufe und einer weiteren Verlängerung des QE-Programms über März 2017 hinaus würde dieses Instrumentarium das bisherige Programm deutlich ausweiten.
Darüber hinaus verfügt Mario Draghi mit dem gezielten Ankauf von Anleihen aus Peripherieländern, zum Beispiel muss Spanien in diesem Jahr 140 Milliarden. Euro zurückzahlen, noch über eine zusätzliche Waffe.
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