In diesem Jahr konnte der Goldpreis bereits positiv überraschen. Auch die Minenunternehmen profitierten davon. Zudem könnte sich die Rallye weiter fortsetzen. Gastkommentar von Matthew Michael, Schroders
Das Finanzsystem wird von global wachsenden Risiken bedroht. Eine der Folgen: Gold erlebt eine Renaissance. Die Notierungen für das Anlagemetall dürften auf Jahre hinaus steigen. Goldminen-Unternehmen sind in besonderer Weise geeignet, vom strukturellen Aufwärtstrend zu profitieren. Denn viele Bergbau-Gesellschaften haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt – und bieten nun wieder einen Hebel auf den Preis des Edelmetalls.
Gold ist nie aus der Mode gekommen. Zwar sorgte die kurzfristige Preisentwicklung bis zum Jahr 2015 für vorübergehende Enttäuschungen. Historisch betrachtet hat sich das Edelmetall jedoch stets bewährt – als sicherer Hafen in Zeiten wirtschaftlicher Turbulenzen, als Schutz vor Inflation sowie als eigenständige Anlageklasse, die kaum mit anderen Anlageformen korreliert.
Seit Anfang 2016 zieht der Goldmarkt massiv an. Wir halten diese Erholung keineswegs für ein Strohfeuer. Im Gegenteil: Der Aufschwung markiert den Beginn eines Bullenmarktes, der den Preis für das Edelmetall auf Jahre hinaus antreiben sollte. Denn die Unsicherheiten im globalen Finanzsystem haben ein Ausmaß erreicht, das seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges nicht mehr existierte. So unterschätzen Anleger erstens die erheblichen Risiken einer strauchelnden Wirtschaft in China. Und zweitens steigt der Einfluss populistischer Strömungen auf die Politik – was zu unkalkulierbaren Entwicklungen führen kann. Die Brexit-Entscheidung reiht sich nahtlos in einen Trend ein, der in den Industriestaaten seit längerer Zeit um sich greift.
Edelmetall von Negativzinsen beflügelt
Auch die Glaubwürdigkeit der Notenbanken leidet. Die Währungshüter pumpen immer mehr Geld in das Finanzsystem. Daher rutschen die Realzinsen vielerorts in negatives Terrain. Angesichts der globalen Wachstumsschwäche wird die ultralockere Geldpolitik vermutlich fortgeführt oder sogar noch ausgeweitet – beispielsweise durch das Verschenken von neu erschaffenem Kapital, dem sogenannten Helikoptergeld.
Die Gefahr dabei: Zuviel nutzloses Geld könnte die Teuerung massiv befeuern. Sollten die Industriestaaten innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre einen inflationären Schock erleiden, dürfte die Nachfrage nach Gold in die Höhe schnellen. Sowohl Privatanleger als auch Notenbanken sind aber in Gold massiv unterinvestiert. Werden all diese Faktoren berücksichtigt, sollte die Wertentwicklung des Edelmetalls andere Anlageformen deutlich übertreffen.
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Silber verdient ebenfalls stärkere Beachtung. Der „kleinere Bruder des Goldes“ verfügt selbst nach den spektakulären Preisanstiegen der zurückliegenden Monate noch über weiteres Aufholpotenzial. Nach dem Kollaps der analogen Fotografie, deren Produktionsprozess Silber benötigt, hat sich der Absatz inzwischen wieder stabilisiert. Und weil die Nachfrage sowohl von Investoren als auch von Solarunternehmen weiter anzieht – bei bestenfalls stagnierender Förderung – rückt Silber als Anlagemetall jetzt wieder in den Blickpunkt.