IWF warnt: Brexit bremst Eurozonen-Wachstum

Zügig und klar müssen die Verhandlungen über einen Ausstieg der Briten aus der EU laufen, meint der Internationale Währungsfonds. Doch selbst dann werde der Brexit die Eurozone spürbar treffen.

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Brexit: IWF rechnet für 2016 nur noch mit 1,6 Prozent Wirtschaftswachstum in den Euro-Ländern.

Der Brexit bremst nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) die Wirtschaftskraft der Eurozone. Das Wachstum werde nach dem Votum der Briten zum Ausstieg aus der Europäischen Union merklich geringer ausfallen als bisher erwartet, sagte der IWF voraus.

Die Experten in Washington rechnen für 2016 nur noch mit 1,6 Prozent Wirtschaftswachstum in den Euro-Ländern, gefolgt von 1,4 Prozent 2017 und 1,6 Prozent 2018. Bisher waren sie von einem durchgehenden Plus von 1,7 Prozent ausgegangen.

Lage in Großbritannien könnte auf Euroländer überschwappen

Bei dieser ersten Folgenabschätzung nehme man noch ein relativ günstiges Szenario – den vollen Zugang Großbritanniens zum gemeinsamen europäischen Binnenmarkt – an, sagte der IWF-Experte Mahmood Pradhan in einer internationalen Telefonkonferenz. Sorge bereite dem IWF, dass der Ausstiegsprozess länger dauern könnte. Das stelle insbesondere ein Risiko für die Finanzmärkte dar.

Die Lage in Großbritannien könne auf die Euroländer überschwappen, warnte der IWF bei der Vorlage seiner jährlichen Analyse zur Wirtschaft der Eurozone ausdrücklich. Um entsprechende Unsicherheiten abzubauen, rieten die zuständigen IWF-Direktoren zu einem sanften und berechenbaren Übergang beim Austritt der Briten aus der EU. Bisher hat die Londoner Regierung bei der EU noch keinen formellen Antrag auf ein Ausscheiden aus der Gemeinschaft gestellt.

IWF sieht weitere Schwierigkeiten in der Eurozone

Neben dem Brexit-Risiko hob Pradhan noch eine Reihe weiterer Schwierigkeiten in der Eurozone hervor. „Ein Durchwurschteln ist immer weniger haltbar“, sagte der Vizedirektor der Europa-Abteilung des IWF. Die Politiker sollten die wachsende Europa-Skepsis umkehren und die Währungsunion stärken, indem sie enger zusammenarbeiten.

Im Fall eines erneuten Anstiegs der Flüchtlingszahlen sieht der IWF die Gefahr, dass die Euroländer zusätzliche Grenzkontrollen einführen und so den freien Warenverkehr behindern. Auch die Sicherheitslage könne die Wirtschaftsentwicklung negativ beeinflussen.

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Weitere Risiken entstehen dem IWF zufolge aus der Schwäche des Bank- und Finanzwesens in einigen Mitgliedslandern. Von außen bedrohe ein globaler Wirtschaftsabschwung den Wohlstand der Eurozone, im Inneren seien die Risiken vor allem politischer Natur. (dpa-AFX)

Foto: Shutterstock

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