Banken kämpfen mit dem Negativzins. Dennoch hält der Vermögensverwalter Janus Capital eine systemische Finanzkrise für unwahrscheinlich.
Die starken Kurseinbrüche bei Bankaktien sind kein Hinweis auf eine bevorstehende systemische Krise des globalen Finanzsystems. Sie resultieren vielmehr aus einem Bündel von Negativfaktoren. Dazu gehören die sich verschlechternden Aussichten für die Weltwirtschaft, Sorgen um die Werthaltigkeit vergebener Kredite wegen der steigenden Zahl von Unternehmenspleiten in der Metall-, Minen-; Öl- und Gasbranche, das sich verlangsamende Wirtschaftswachstum in China und anderen Emerging Markets und die Folgen der andauernden negativen Zinsen. Zu dieser Einschätzung kommen die Experten des amerikanischen Asset Managers Janus Capital.
Ausreichend Puffer verglichen mit 2008
„Finanzkrisen werden typischerweise durch einen starken Mangel an Liquidität ausgelöst“, schreiben die Anlageexperten in ihrem jüngsten Ausblick. „Anders als 2008 oder 2011 gibt es heute jedoch ausreichende Puffer, die ein Austrocknen der Liquidität verhindern.“ Die Kurse von Bankaktien sind gegenüber ihren Hochständen im Vorjahr dennoch um 30 bis teilweise 45 Prozent zurückgegangen. So hohe Verluste hätten Finanztitel in der Phase seit den 1980er-Jahren allerdings auch bei anderen Ereignissen erlitten, in den die Risiken an den Finanzmärkten und in der Realwirtschaft abrupt gestiegen sind.
Druck steigt, negative Zinssätze an Kreditnehmer weiterzugeben
„Wir halten die negativen Zinsen für einen der Schlüsselfaktoren für den jüngsten Einbruch“, so die Janus-Experten. Die extrem lockere Geldpolitik in Japan und Teilen Europas habe zwar zu negativen Zinsen in diesen Regionen geführt, die Kreditnachfrage dort aber bislang jedoch kaum ankurbeln können, wie die weiterhin geringen Investitionsausgaben zeigen. „Sollten die negativen Zinsen weiter anhalten und sogar noch weiter sinken, könnte das weitreichendere Konsequenzen für den Finanzsektor haben als nur die, dass die Zinsmargen schwinden“, prognostizieren die Anlagestrategen. So werde der Druck steigen, negative Sätze auch an die Kreditnehmer weiterzugeben, Pensionskassen und Lebensversicherer bekämen zunehmend Schwierigkeiten, angesichts negativer Zinsen und sinkender Kapitalerträge ihre Verpflichtungen zu kalkulieren und die Sparneigung der privaten Haushalte werde zurückgedrängt.
Verschärftes Schuldenproblem in Schwellenländern
Durch die bereits umgesetzten Quantitative-Easing-Maßnahmen können sich viele Schuldner nach Beobachtung von Janus günstiger finanzieren. Dies führt vor allem in vielen aufstrebenden Schwellenländern Asiens zu einem sich verschärfenden Schuldenproblem. „Die Rückzahlung der jetzt aufgenommen Schulden wird den deflationären Druck auf die globale Wirtschaft erhöhen“, schätzen die Janus-Analysten. Vor allem in China sei die Verschuldungssituation zunehmend herausfordernd. „Dort ist das von den Banken vergebene Kreditvolumen seit der Finanzkrise deutlich gestiegen, während die Grenzrate der Kreditproduktivität erheblich zurückgegangen ist, weil mit einem Großteil der aufgenommen Kredite weitgehend marode und unrentable Staatsunternehmen finanziert worden sind“, beobachten die Analysten. Ihren Angaben zufolge beträgt der Return von einem Renminbi, der als Kredit vergeben wird, mittlerweile weniger als 0,2 Renminbi. Das entspricht einem Viertel des langfristigen Durchschnittswertes. „Trotz dieser Herausforderungen ist ein systemisches Risiko eine derzeit zwar nicht unvorstellbare, aber dennoch recht weit entfernte Bedrohung für die Finanzmärkte“, schreiben die Janus-Autoren.
Teile der Eurozone geben Anlass zur Hoffnung
Obwohl die QE-Maßnahmen bislang nicht für nachhaltiges Wachstum gesorgt haben, gibt es in der Eurozone Regionen, die Anlass zur Hoffnung geben. Statistiken zeigten zudem eine langsam ansteigende Kreditnachfrage in der Eurozone durch den Unternehmenssektor. Dazu ist die Stimmung bei den Banken weiterhin optimistisch. „In den kommenden Monaten wird dann zu verfolgen sein, wie die derzeit vorherrschende Stimmung an den Finanzmärkten das Kreditgeschäft beeinflusst und ob sich die Faktoren, die derzeit Anlass zu Optimismus geben, unter Umständen abschwächen werden.“ (fm)
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