Merck Finck: „Herbst-Brise ist wahrscheinlich“

Im September wird ein Ende der Gemütlichkeit an den Finanzmärkten eingeläutet. Dies gilt nicht zuletzt aufgrund von richtungsweisenden Entscheidungen verschiedener Notenbanken, meint Robert Greil von Merck Finck Privatbankiers. 

Robert Greil von Merck Finck & Co warnt vor hektischen Reaktionen wegen des Brexits.
Robert Greil von Merck Finck & Co sieht die Schwellenländer auf Kurs.

Den Auftakt machen am 8. September die EZB, von der Aussagen zur Fortsetzung ihres Anleihekaufprogramms erwartet werden, sowie die Bank of Japan. Besondere Aufmerksamkeit richtet sich auf die Fed-Sitzung am 21. September, bei der es zur ersten US-Leitzinserhöhung in diesem Jahr kommen könnte. „Nach der Ruhe erwarten wir zwar keinen Sturm, aber zumindest eine Herbst-Brise ist wahrscheinlich“, prognostiziert Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck Privatbankiers. Sollten die Notenbanken behutsamer als vom Markt erhofft agieren, drohe an den Börsen Ungemach. In diesem Umfeld rät die Münchner Privatbank weiterhin zur Vorsicht.

Jüngste Entwicklungen: Eurolands Wirtschaft wächst stärker als erwartet

Die konjunkturelle Entwicklung ist sowohl in den USA wie in Euroland weiterhin positiv. Hier wuchs die Wirtschaft im zweiten Quartal im Vorjahresvergleich mit 1,6 Prozent stärker als erwartet. Deutschland zeigt sich mit einem Plus von 1,8 Prozent dabei als wichtigster Treiber. Das im August gesunkene Ifo-Geschäftsklima verleiht jedoch der Sorge um noch bevorstehende Brexit-Folgen Ausdruck. Die meisten Schwellenländer bleiben auf Kurs – allen voran Indien.

Aktien: Unheil droht durch Notenbanken 

An den Aktienmärkten herrschte bei jahreszeitlich typischen, niedrigen Handelsvolumina zuletzt meist gute Stimmung. Dennoch kamen die Kurse insgesamt nur wenig voran. Vor dem Hintergrund niedriger Erwartungen lief die Quartalssaison gut: Beiderseits des Atlantiks übertrafen die Gewinne je Aktie im zweiten Quartal klar die Prognosen, blieben jedoch in Europa 15 Prozent und in den USA knapp unter ihrem Vorjahresniveau. Für beide Regionen bleibt Merck Finck bei Aktien leicht untergewichtet. Zwar werden sie durch solide Makrodaten gestützt, kurzfristig könnte ihnen aber Unheil drohen durch eine mögliche US-Leitzinserhöhung und eine zurückhaltendere Geldpolitik seitens der EZB und der Bank of Japan.

Anleihen: Bewegung durch EZB-Sitzung möglich

Nach einem auch an den Rentenmärkten in Euroland ruhigen August könnte am ehesten die EZB-Sitzung am 8. September für Bewegung sorgen: Während eine weitere Zinssenkung unwahrscheinlich ist, liegt der Fokus auf der wahrscheinlichen Verlängerung und Anpassung des Anleihekaufprogramms. Mehr Bewegung gibt es in den USA, wo nach Spekulationen über eine Leitzinserhöhung die Anleiherenditen etwas anzogen. Inflationsgeschützte US-Staatsanleihen hat Merck Finck weiter auf der Empfehlungsliste.

Gold nach wie vor günstig

Nach Gold hat die Bank diversifizierte Rohstoffe in die Anlagestrategie aufgenommen. „Diese Assetklasse ist trotz Erholung im historischen Vergleich immer noch günstig. Mit ihr diversifizieren wir unsere Anlagestrategie weiter“, so Greil. Auf der Währungsseite zeigt sich der US-Dollar nach zwischenzeitlicher Schwäche zum Euro wieder stärker. Die Bank sieht ihn unverändert in der Spanne zwischen 1,00 bis 1,15 Euro. (fm)

Foto: Merck Finck

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