Multi-Asset-Manager sind unter Zugzwang

Während Aktienfonds weiterhin mit Schwierigkeiten im Vertrieb zu kämpfen haben, setzt sich die hohe Nachfrage nach Multi-Asset-Strategien ungebremst fort. Der Rademacher-Kommentar

 

Tim Rademacher sieht Herausforderungen durch steigende Zinsen für Multi-Asset-Manager.
Tim Rademacher sieht Herausforderungen durch steigende Zinsen für Multi-Asset-Manager.

Im September waren Multi-Asset-Produkte unter den Publikumsfonds der Renner. Während andere Assetklassen Abflüsse von 0,5 Milliarden Euro verzeichneten, sammelten die Fondsgesellschaften im Segment Multi Asset immerhin 1,6 Milliarden Euro ein. Damit trafen Mischfonds auch weiterhin den Nerv der deutschen Anleger, die im europäischen Vergleich als besonders risikoscheu einzustufen sind.

Den Multi-Asset-Managern droht nach der Trump-Wahl nun aber die entscheidende Ertragssäule Rentenmarkt endgültig wegzubrechen. Profitierten langlaufende Anleihen in den vergangenen Jahren massiv von sinkenden Zinsen und trugen somit wesentlich zur Rendite der Fonds bei, zogen die Renditen für diese Schuldtitel in den vergangenen Tagen wieder spürbar an. Insgesamt besteht bei vielen Marktteilnehmern zurecht die Befürchtung, dass der neue US-Präsident massiv neue Staatstitel ausgeben könnte  , um die heimische Wirtschaft schuldenfinanziert anzukurbeln.

Absolute-Return bietet Alternative

Natürlich wäre hiervon auch der europäische Rentenmarkt betroffen, der traditionell spürbar mit dem Geschehen am US-Anleihenmarkt korreliert. Zusätzlich war zu beobachten, dass die Inflationsrate in vielen Ländern der Eurozone zuletzt zulegte, was ebenfalls Druck auf langlaufende festverzinsliche Papiere entfachte. Seit Sommer verloren 30-jährige Bundesanleihen beispielsweise rund 15 Prozent an Wert, was bei dem aktuellen Renditeniveau kurzfristig kaum aufzuholen ist.

Für die Multi-Asset-Manager wäre es daher naiv, auf eine weitere Hausse am Rentenmarkt zu hoffen. Ausgehend vom jetzigen Renditeniveau ist das Zinssteigerungspotenzial wesentlich größer als die Chance auf weitere Kursgewinne. Deshalb müssen sich die Fondsmanager von Multi-Asset-Produkten jetzt positionieren. Dies ist unter anderem möglich, indem verstärkt kurzfristige Schuldverschreibungen erworben werden oder der Aktienanteil erhöht wird. Auch bieten sich Absolute-Return-Strategien an, die von der jetzigen Entwicklung am Rentenmarkt weitgehend unabhängig sind.

Mehr Risikotoleranz gefragt

Entsprechend arbeiten die Strategen der Fondsgesellschaften derzeit unter Hochdruck. Dies ist auch notwendig, da eine frühzeitige richtige Entscheidung zusätzliche Rendite liefert. Dennoch dürften Multi-Asset-Fonds bedingt durch die schlechten Aussichten am Rentenmarkt kurz- bis mittelfristig unter Performancedruck geraten, sofern der Aktienmarkt nicht läuft. Entsprechend sind die goldenen Jahre, in denen einfache Kursgewinne erzielt wurden, für die Multi-Asset-Anleger vorbei. Sie müssen sich in Zukunft mit niedrigeren Renditen abfinden oder ihre Risikobereitschaft erhöhen.

Dies ist unter anderem mit Aktienfonds möglich, die zuletzt vom Trump-Sieg profitierten. Nach einem bislang eher durchwachsenen Börsenjahr 2016 könnten die Unternehmensgewinne von den schuldenbasierten Konjunkturspritzen profitieren. Folglich markierten der US-Aktienmarkt erst vor wenigen Tagen ein neues Allzeithoch. Dies dürfte auch entscheidende Impulse für das Frankfurter Börsenparkett liefern, wo sich zuletzt die Stimmung ebenfalls aufhellte.

Tim Rademacher ist leitender Redakteur im Bereich Investmentfonds bei Cash. und analysiert die Geschehnisse am Kapitalmarkt direkt vom Finanzplatz Frankfurt aus.

Foto: Dirk Beichert

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