Zwei große Herausforderungen
Abgesehen von den niedrigen Energiepreisen, die zeitweilig die Inflationsrate nach unten drücken, kämpft die EZB im Wesentlichen mit zwei Herausforderungen:
Die erste Herausforderung ist eine viel zu hohe Arbeitslosigkeit. Sie führt dazu, dass die Löhne auf niedrigem Niveau stagnieren und mancherorts sogar rückläufig sind. Die USA können nun auf über sechs Jahre Wirtschaftswachstum und einer Halbierung der Arbeitslosigkeit zurückblicken. Und davon kann man lernen, dass es äußerst schwer sein kann, die Inflationsrate zu erhöhen, wenn die Arbeitslosigkeit längere Zeit konstant hoch war.
Die zweite Herausforderung ist einfach der Umstand, dass die Inflation jetzt über einen längeren Zeitraum so niedrig war. Dementsprechend haben sich Privathaushalte und Unternehmen darauf eingestellt, was die Tendenz der Inflation praktisch festschreibt. Die Schlussfolgerung ist klar: Es wird für die EZB sehr schwierig sein, die Inflation wieder auf zwei Prozent zu bringen.
Bislang konnte die EZB zumindest auf ein solides Wachstum verweisen. Die Arbeitslosigkeit geht zurück, die Banken vergeben wieder Kredite und auch die schwerfällige Investitionsbereitschaft beginnt sich wieder stärker zu rühren.
Vorbereitung auf etwas Großes
Doch damit enden die guten Nachrichten auch! Die Eurozone hat – im Gegensatz zu den USA – Schützenhilfe durch eine schwächere Währung, eine lockerere Geldpolitik und einen niedrigeren Ölpreis erhalten. Letzteres ohne die gleichen Kreditsorgen, die derzeit das amerikanische Bankensystem plagen. Doch alle diese Faktoren haben eines gemeinsam: Sie sind nur temporär. Genau wie sie nur zeitweilig das Wirtschaftswachstum in den USA nach unten gedrückt haben, haben sie das Wachstum in der Eurozone nun zeitweilig nach oben gedrückt. Wenn sie schwächer werden, bleibt nur noch ein einziger wachstumstreibender Faktor – die Banken!
Die EZB bereitet sich auf etwas Großes vor. Die Finanzmärkte entscheiden dann, wie groß es wird.
Die EZB muss ganz einfach die Wirtschaft so sehr anschieben, wie sie nur kann. Daher war sie schon im Januar bereit, die Geldpolitik weiter zu lockern. Seitdem gehen die Überlegungen weiter und der Markt hat bereits bis zu 0,3 Prozent an weiteren Zinssenkungen in den nächsten Quartalen eingepreist. Es wird viel darüber gemutmaßt, was die EZB mit ihrem Aufkaufprogramm machen wird. Wird noch mehr Geld gedruckt? Werden außer Staatsanleihen auch andere Anleihen gekauft?
Wir erwarten, dass die EZB im März ihre Geldpolitik weiter lockert. Doch für uns ist etwas Anderes viel entscheidender: In der jetzigen Situation, in der die Märkte erneut die Banken angreifen und es sogar schwache Anzeichen für eine neuerliche Bankenkrise gibt, ist unsere Haltung völlig klar: Dies darf die EZB ganz einfach nicht zulassen.
Bo Bejstrup Christensen ist der Chefanalytiker bei Danske Invest
Foto: Danske Invest