Der Sieg von Donald Trump hat eine regelrechte Biotech-Rally ausgelöst: Allein von Anfang bis Ende November 2016 kletterte der NBI Index um 6,8 Prozent. Gastbeitrag von Michael Sjöström, Sectoral Asset Management
War dies nur eine vorübergehende Reaktion, oder ist die jüngste Underperformance der Biotech-Industrie Vergangenheit? Letzteres dürfte der Fall sein.
Auslöser für die seit Oktober 2015 durchlaufene Schwächephase war ein Tweet von Hillary Clinton, in dem sie dem spezialisierten Medikamentenmarkt Preiswucher vorwarf. Damit schürte sie unter Investoren die Angst vor einem Wahlsieg der Demokraten. Denn dies hätte eine Preisregulierung mit nachhaltigem Schaden für diesen speziellen Sektor zur Folge gehabt. Die gescheiterte Kandidatur Bernie Sanders, sozialistische Botschaften zu Healthcare-Reformen, Anhörungen im Kongress zu Generika und speziellen Pharma-Firmen wie Valeant und Mylan und nicht zuletzt Clintons Kampagne selbst, die immer wieder auf das Thema zurückkam, sorgten für einen Überhang bei Biopharma.
Biotech: Fundamentale Daten bleiben weiterhin stark
Dass Medikamentenpreise grundlegend überprüft werden, ist unter Trump und einem von Republikanern dominierten Kongress kaum zu erwarten, da ihnen Themen wie Einwanderung und Steuern wichtiger sind. Ohnehin hat sich im US-Gesundheitswesen eine Marktdynamik durchgesetzt, die dazu führt, dass Nachahmerprodukte oder so genannte „Me-too-Präparate“ unter enormen Preisdruck stehen – und das ganz ohne politisches Zutun. Zudem sollen Medikamentenimporte als Methode der Preiskontrolle ebenso erlaubt werden wie direkte Verhandlungen des Centers for Medicare and Medicaid Services (CMS). Darüber hinaus zeichnet sich eine Selbstregulierung und möglicherweise Selbstkontrolle der Branche ab, die einen weiteren Anstieg der Preise verhindern sollen. Auch wenn Details zu Trumps Plänen bis heute unklar sind, dürften die Ausgaben im Gesundheitswesen zukünftig stärker durch marktbasierte Mechanismen geregelt und gleichzeitig bürokratische Aufsichtsmechanismen abgebaut werden. Zudem sind unter ihm Steuersenkungen sowie eine Beschleunigung von M&A-Aktivitäten zu erwarten – sofern es den großen US Pharma- und Biotech-Firmen gelingt, ihre außerhalb der USA gehaltenen Liquiditätsreserven in die Heimat zurückzuführen. Die wenigen Aussagen Trumps zur Gesundheitspolitik beziehen sich vornehmlich auf den Widerruf von „Obamacare“, was jedoch aus legislativen Gründen schwer sein wird. Volatil reagierten daher vor allem Aktien von Gesundheitsdienstleistern, nicht jedoch Biotech-Titel. Diese dürften in Zukunft wieder verstärkt auf Basis fundamentaler Daten gehandelt werden, die aufgrund von attraktiven Bewertungen, Innovationen und entsprechenden Wachstumsperspektiven sowie einem günstigen regulatorischen Umfeld stark bleiben. Der Biotech-Markt ist für ein kontinuierliches Wachstum optimal positioniert.
Firmen mit innovativen Wirkstoffen werden profitieren
Die größten Profiteure werden dabei Unternehmen sein, die am Anfang neuer Produktzyklen stehen mit Therapien, die einen bislang ungestillten medizinischen Bedarf befriedigen und entsprechend hohes wirtschaftliches Potential bieten. Dies gilt vor allem für innovative Wirkstoffe mit entsprechend hohen Preisen, die durch überzeugende pharmaökonomische Studien gestützt und gerechtfertigt werden. Ein Beispiel ist Kite Pharma, bei der 2017 für die Therapie von aggressiven Lymphonen auf Basis eines chimären Antigen-Rezeptors (CAR) die Zulassung durch die FDA ansteht. Hierbei handelt es sich um eine neuartige Behandlung von Krebs mit dem Status des „Therapiedurchbruchs“ (breakthrough therapy designation = BTD). Zudem stehen bei Hansa Medical ausschlaggebende Daten für IdeS an. Die Firma verspricht sich davon eine innovative Behandlungsmethode bei Nierentransplantationen, die helfen könnte, die Liste von Patienten zu verkürzen, die auf eine Spenderniere warten, Behandlungsergebnisse zu verbessern sowie Dialysekosten zu senken. 2017 wird auch für DBV Technologies ein entscheidendes Jahr: Das Unternehmen erwartet Daten aus Phase III für Viaskin Peanut und damit für ein weiteres BTD-Produkt, das Kinder mit schwerer Erdnuss-Allergie desensibilisiert und somit hilft, das Risiko lebensbedrohlicher Reaktionen zu reduzieren.
Michael Sjöström ist CFA und CIO bei Sectoral Asset Management, Montreal
Foto: Sectoral Asset Management