Die Geldschwemme der Notenbanken weltweit treibt die Nachfrage nach Unternehmensanleihen weiter an. Das Volumen von Anleihen-Emissionen von großen Unternehmen hat bereits jetzt die Marke von einer Billion überschritten – und damit so früh wie noch nie zuvor. Dies geht aus Berechnungen der Nachrichtenagentur Bloomberg vom Donnerstag hervor.
2016 ist damit bereits das fünfte Jahr in Folge, in dem Großkonzerne Anleihen im Wert von mehr als einer Billion Dollar platziert haben. Und sollte das Tempo bis Jahresende anhalten, sollte der Rekord von 1,32 Billionen Dollar aus dem Jahr 2015 fallen. Die Konditionen sind dabei so günstig wie noch nie in der Geschichte – die Aufschläge zu Staatsanleihen sind weiter gesunken.
Noch nie konnten sich Konzerne so billig Fremdkapital ins Haus holen. Zum Teil zahlen Investoren schon Zinsen dafür, wenn sie Unternehmen Geld leihen dürfen. So verdient der Konsumgüterkonzerns Henkel mit einer am Mittwoch platzierten Anleihe mit einem Volumen von 500 Millionen Euro und einer Laufzeit von zwei Jahren sogar Geld, statt etwas dafür zu bezahlen. Das Papier hatte einen Kupon von null Prozent, und Investoren waren bereit, bei der Ausgabe Kurse über dem Nennwert zu zahlen.
Euro-Anleihen mit einem Negativzins
Dadurch nehmen sie über zwei Jahre gesehen einen leichten Verlust hin. Die negative Rendite hat Henkel zufolge bei der Platzierung 0,05 Prozent betragen. Auch der französische Pharmakonzern Sanofi bekam diese Woche Geld für die Aufnahme von Schulden am Kapitalmarkt. Die Franzosen konnten sogar eine Anleihe über eine Milliarde Euro und einer Laufzeit von drei Jahren mit einer negativen Rendite platzieren.
Den beiden Konzerne waren damit die ersten außerhalb der Bankenbranche, die Euro-Anleihen mit einem Negativzins platzieren konnten. Die hohe Nachfrage ist eine Folge des milliardenschweren Aufkaufs von Anleihen durch Notenbanken wie die Europäische Zentralbank (EZB), die mangels Angebot von Staatsanleihen seit einiger Zeit auch Unternehmenspapiere aufkauft.
Für Investoren kann eine Anlage in Unternehmenspapieren mit negativer Verzinsung sinnvoll sein, da sie zum Teil schon Strafzinsen für Bankeinlagen zahlen müssen und die Minus-Zinsen bei Staatspapieren noch höher sind. (dpa-AFX)
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