Cash. sprach mit Holger Schmieding, Chefvolkswirt bei der Berenberg Bank, über die Auswirkungen des Trump-Siegs auf den US-Rentenmarkt und die Unternehmensgewinne.
Cash.: Welche Auswirkungen wird die Fiskalpolitik von Donald Trump auf den US-Rentenmarkt haben? Wie werden sich die Renditen auf dem US-Rentenmarkt verändern?
Schmieding: Welche Fiskalpolitik Trump wirklich betreiben wird, weiß er vermutlich selbst noch nicht. Auch ihn hat sein eigener Wahlsieg ja sichtlich überrascht. Dazu kommt, dass der Präsident zwar Vorschläge machen kann. Über Staatseinahmen und -ausgaben entscheidet jedoch allein der Kongress, in dem Trump auch unter Republikanern nicht nur Freunde hat, um es vorsichtig auszudrücken. Allerdings herrscht in den USA über die Parteigrenzen hinweg weitgehend Konsens, dass mehr Geld für die marode Infrastruktur ausgegeben werden muss. Auch über einige weitere Sozialleistungen, beispielsweise für Kriegsveteranen, werden Kongress und Präsident sich wohl einigen können. Alles in allem wird das staatliche Haushaltsdefizit in den kommenden Jahren um bis zu einem Prozentpunkt der Wirtschaftsleistung höher ausfallen, als es bei unveränderter Fiskalpolitik der Fall gewesen wäre. Diese staatliche Kreditnachfrage sowie ein etwas stärkerer Preisauftrieb können die Renditen für zehnjährige US-Staatsanleihen durchaus auf 3,0 Prozent im nächsten Jahr und 3,5 Prozent in 2018 treiben, mit einem gewissen Risiko nach oben. Sollte Trump eine unerwartet extreme und damit inflationäre Politik betreiben, könnte es auch durchaus mehr sein.
Seite zwei: „Ich erwarte stagnierende Gewinne„