Analyse des Umbruchs: neue Gewinner und Verlierer
Disruptive Entwicklungen gehen häufig mit technologischem Fortschritt einher, wodurch bestehende Geschäftsmodelle auf den Kopf gestellt werden. Heute haben wir es allerdings mit einer Vielzahl destabilisierender Kräfte an den Aktienmärkten zu tun. Wahlergebnisse und aufsichtsrechtliche oder politische Veränderungen können zu Umbrüchen führen, in deren Folge gegensätzliche Entwicklungen möglich sind. Generell ist schwierig, in diesem Bereich Vorhersagen zu treffen. Wir bewerten Veränderungen allgemein wie auch im Bezug auf den Wettbewerb deswegen kontinuierlich und schauen, ob sich neue Gewinner oder Verlierer herausbilden.
Technologie: Cloud-basierte Computersysteme sind ein gutes Beispiel dafür, wie eine technologische Neuerung von geringem Ausmaß weit über das Silicon Valley hinaus Wellen schlagen kann. Die Cloud versetzt Maschinen und andere Geräte in die Lage, direkt miteinander zu kommunizieren, ein Konzept, das unter der Bezeichnung „Internet der Dinge“ bekannt geworden ist.
Da digitale und mechanische Technologien zunehmend stärker miteinander verknüpft werden, gehen wir von einer Verschiebung der Gewinne in Richtung der Halbleiterindustrie aus. Im Zuge der Weiterentwicklung des „Internets der Dinge“ dürften Hersteller analoger Halbleiter von einer steigenden Nachfrage profitieren. Wir positionieren die Portfolios insofern mit einem Schwerpunkt im Technologiesektor bei Software- statt Hardwareunternehmen.
Finanzen: Seit der Krise im Jahr 2008 haben Geldpolitik und Regulierung permanent für Umbrüche in der Finanzbranche gesorgt. Kapital- und Compliance-Anforderungen für Banken wurden verschärft, während niedrige Zinsen die Nettozinsmargen schrumpfen ließen.
Ein Blick auf die Fundamentaldaten von Banken ergibt, dass die meisten Banken mittlerweile gut kapitalisiert sind, während die Kreditmarktentwicklung weiterhin relativ günstig ausfällt. Die meisten größeren US-Banken dürfen nun nach positiven Ergebnissen der letzten Stresstests mehr Kapital an ihre Aktionäre auszahlen.
Europäische Banken stehen aufgrund politischer und aufsichtsrechtlicher Unsicherheiten infolge des Brexit sowie der anhaltenden Besorgnis über anfällige Bereiche des Bankensystems weiter unter Druck. Unser Fokus liegt auf Banken mit übersichtlichen Geschäftsmodellen, die sich unserer Auffassung nach besser entwickeln könnten als komplexe Finanzinstitute.
Das Gesamtbild
Als fundamental orientierte Aktienanleger berücksichtigen wir grundsätzlich die Vielschichtigkeit von Disruption und wie sich diese künftig auf Unternehmen, Branchen und Märkte auswirken kann. Ein nach Marktkapitalisierung gewichteter Index tut dies nicht: Er ist passiv und reflektiert lediglich die Gewinner und Verlierer vergangener Umbrüche. Die Ausrichtung unserer Positionierung auf den Konsumanstieg in den Schwellenländern, der im nach Marktkapitalisierung gewichteten Referenzindex merklich unterrepräsentiert ist, verdeutlicht die Vorteile eines solchen Ansatzes. Als aktive Manager erkennen wir Bereiche, in denen wir einen Vorsprung haben und eine bewusste Risikoentscheidung treffen können. Auf diese Weise verfolgen wir unser Ziel, das Aufwärtspotenzial von Umbrüchen jeglicher Art für unsere Kunden zu nutzen. Suneil Mahindru ist Manager des Goldman Sachs Europe Equity Partners Portfolios und Chief Investment Officer für internationale Aktien bei Goldman Sachs Asset Management
Foto: Goldman Sachs Asset Management