Fed-Zinsentscheidung: So denkt der Markt

Die Fed hat wie erwartet geliefert und den Leitzins um 25 Basispunkte heraufgesetzt. Bei den Experten stößt die Maßnahme dennoch auf ein geteiltes Echo.

Die Untätigkeit von Fed-Chefin Janet Yellen wirkt wie eine Lockerung der Geldpolitk.
Fed-Chefin Janet Yellen hat für 2017 bis zu drei weitere Zinsschritte in Aussicht gestellt.

Exakt ein Jahr nach der ersten Zinsanhebung hat die Federal Reserve Bank erneut an der Zinsschraube gedreht und die Leitzinsen in einen Korridor von 0,5 bis 0,75 Prozent gehievt und für 2017 weitere Zinsschritte angekündigt. Wie der Markt die Heraufsetzung bewertet.

Thanos Bardas, Head of Global Rates und Portfolio-Manager, Neuberger Berman:

Seit dem Sommer gab es Zeichen der Zentralbanken, dass sie wieder auf Stimuli setzen. Die EZB sprach von Tapering und die Bank of Japan hat im September die aggressive Negativzinspolitik zugunsten eines bescheidenen Bond-Rate-Targeting-Programms aufgegeben. Gleichzeitig scheinen die Regierungen sich in Richtung auf mehr steuerliche Anreize zur Unterstützung der Wirtschaft zu bewegen. Beide Trends verdeutlichen, dass die „exotische“ Geld-und Kreditpolitik – bis zu einem gewissen Grad wirkungsvoll – auch einige Mängel aufweist. Glücklicherweise hat die entwickelte Welt Zeichen der Reflation gezeigt. Großbritannien erlebte dies schon früh, als nach dem Brexit inflationsgebundene Anleihen binnen einer Woche um 40 Basispunkte in die Höhe schossen, getrieben weitgehend durch Geldentwertung aber auch durch die geldpolitische Lockerung der Zentralbank in Zusammenhang mit einer starken Wirtschaft. In jüngerer Zeit wirken die Kräfte der Reflation auch in den USA, wo die Wirtschaftsdaten sich verbessert haben und Trumps Sieg die Aktienmärkte stützt.

Edwin Gutierrez, Head of Emerging Market Sovereign Debt, Aberdeen Asset Management:

Während diese Erhöhung keine Überraschung war, ist es viel entscheidender, ob sich die Fed tatsächlich für ein höheres Tempo bei den Zinserhöhungen im kommenden Jahr entscheidet. Es gibt einige Hinweise, dass die erwartete Fiskalpolitik Trumps die Fed dazu veranlassen wird, die Zinsen zügiger zu erhöhen, als sie dies geplant hatte. Eine schnelle Anhebung würde den Emerging Markets schaden. Aber Maßnahmen wie die von Trump beabsichtigte Änderung bei der Steuer werden Zeit benötigen und es ist daher unwahrscheinlich, dass die Fed hierauf schon bald reagieren wird.

Die zwei wichtigsten Faktoren, welche das Schicksal der Emerging Markets bestimmen, sind die Rohstoffe und die amerikanischen Staatsanleihen. Die Rohstoffpreise steigen aufgrund der zunehmenden Nachfrage aus China, des OPEC-Deals und der Erwartung einer anziehenden Inflation in den USA sobald Trump sein Amt angetreten hat. Dies hilft Rohstoffexporteuren wie Russland und Brasilien, wird den importierenden Staaten aber schaden. Die Rally bei den US Treasuries trifft alle Emerging Markets. Einige von ihnen, wie die Türkei, leiden mehr als andere, da sie stark von Auslandsfinanzen abhängig sind und die Rally der US Anleihen schlechte politische Entscheidungen bloßstellt. Insgesamt sind viele Emerging Markets aber weniger verwundbar als in der Vergangenheit, denn sie haben ihre Leistungsbilanzdefizite reduziert und sind heute nicht mehr so stark von Kapitalzuflüssen abhängig wie früher.

Seite zwei: Tröstliches für die EZB

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