Auch wenn steigende Löhne in den USA die Konjunkturdynamik abschwächen und der starke Euro die Exporte der Eurozone hemmt, wird die Wirtschaft beider Regionen zunächst weiter wachsen. Doch sollten sich Anleger für mehr Unruhe an den Märkten wappnen.
Für das vierte Quartal erwarten die Experten von J.P. Morgan Asset Management bedeutsame Veränderungen am Anleihenmarkt. Die Weltwirtschaft wachse inzwischen synchron, was die wichtigsten Notenbanken zum Ausstieg aus der quantitativen Lockerung nutzen würden.
„Der Wegfall dieser wenig preissensitiven Käufer dürfte bei Anleihen zu höheren Renditen führen. Noch gestaltet sich der Ausstieg moderat, doch halten wir unruhigere Marktphasen im Zuge der Maßnahmen für wahrscheinlich“, sagt Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management.
Mehr Bewegung an den Anleihemärkten
Die Bilanzen der Federal Reserve, Europäischen Zentralbank, Bank of England, Bank of Japan und der Schweizerischen Nationalbank seien von 3.450 Milliarden US-Dollar in 2007 auf 15.000 Milliarden US-Dollar angewachsen. Dieses Ausmaß spreche für Bewegung an den Anleihemärkte. Chancen für Anleihe-Investments sehe Galler daher eher abseits der großen Benchmarks.
„Entscheidend wird sein, Papiere zu identifizieren, die wenig mit den Renditen langfristiger Staatsanleihen korreliert sind“, sagt Galler. Interessant seien beispielsweise neben Hochzinsanleihen aus den USA auch Anleihen aus Schwellenländern.
Positive Trends an Aktienmärkten setzen sich fort
Für die Aktienmärkte erwartet Galler, dass die positiven Trends anhalten. Die US-Wirtschaft befinde sich jedoch ein einem bereits weit fortgeschrittenen Zyklus. „Die Arbeitslosigkeit in den USA liegt inzwischen nahe der Vollbeschäftigung. Der positive Effekt fallender Arbeitslosigkeit für die Konsumlaune dürfte zukünftig wegfallen, weshalb mittelfristig das Risiko einer Rezession steigt“, erklärt Galler.
In früheren Zyklen seien die Löhne und Zinsen zudem gestiegen, wenn die Beschäftigung über die natürliche Arbeitslosenquote angestiegen sei. Das habe die Konjunktur geschwächt. Doch zunächst sei die Wirtschaft eine Zeit lang weiter expandiert. Dieses Szenario ist laut Galler daher noch keine Gefahr für den Aktienmarkt: „Die US-Wirtschaft sollte in der Lage sein, einen gewissen Lohnanstieg zu verkraften.“
Anleger sollten sich vorbereiten
Parallel dazu hemme auch der starke Euro die Wirtschaft der Eurozone. „Da der Konsum eine große Rolle zur europäischen Wirtschaftsleistung beiträgt, fällt der starke Euro trotz wahrscheinlicher Einbußen im Export in der Summe kaum ins Gewicht“, sagt Galler. Er rechne weiterhin damit, dass europäische Unternehmen ihre Gewinne steigern können.
Um sich auf die unruhigeren Märkte vorzubereiten, rät Galler Anlegern dazu, selektiv vorzugehen und Investitionen über verschiedene Anlageklassen zu streuen. (kl)
Foto: J.P. Morgan