Bargeldlose Zukunft

Auch wenn sich der bargeldlose Zahlungsverkehr in Deutschland langsamer durchsetzt als in anderen Ländern, sollten Investoren nicht die Chancen verpassen, die neue Technologien bieten. Immer mehr Anbieter etablieren sich am Markt. Gastbeitrag von Moritz Rehmann, DJE.

DJE Moritz Rehmann Kopie
Moritz Rehmann: „Kreditkartenanbieter können ihren Erfolg nur fortsetzen, wenn sie mit dem etablierten Handel und Fintechs gleichermaßen kooperieren.“

Elektronische Zahlungsmittel statt Münzen und Scheinen: Was schon im Online-Handel Grundlage jeder Transaktion ist, wird nun auch bei den alltäglichen Zahlungsvorgängen Realität. 2016 lag das globale Transaktionsvolumen laut Statista bei 2,3 Billionen Dollar. 93 Prozent davon entfielen auf den E-Commerce. Zwischen 2016 und 2021 wird sich das über mobile Anwendungen gezahlte Volumen mehr als verzehnfachen, diese Zahlen melden Trend One und Statista.

Autos zahlen selbstständig

Möglich wird dies durch technische Fortschritte. Ein Beispiel hierfür ist die Nahfunktechnologie NFC, die kontaktloses Bezahlen mit dem Smartphone ermöglicht. Dies ist auch möglich mit Kleidungsstücken mit integrierten Chips und Smartwatches.

Auch die Automobilbranche schließt sich diesem Trend an. Schon bald werden Autos mit integrierten Ortungs- und Zahlungssystemen Tankrechnungen oder Parktickets eigenständig bezahlen.

Obwohl die Kreditkarten-Nutzung in Deutschland in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist, werden noch über drei Viertel aller Einkäufe mit Bargeld beglichen. Im Kontrast dazu stehen Schweden und Dänemark als Spitzenreiter beim bargeldlosen Zahlen.

Gute Aussichten für Aktionäre

Die Dänen bezahlen nur noch bei 25 Prozent ihrer Einkäufe bar. In Schweden gibt es Läden, die überhaupt kein Bargeld mehr annehmen. Bis 2030 soll das Land komplett bargeldfrei funktionieren, wie aus der Studie „Kartengestütze Zahlungssysteme im Einzelhandel 2017“ des EHI Retail Institutes hervorgeht.

Während der bargeldlose Zahlungsverkehr laut Statista 2015 noch bei 112 Milliarden Transaktionen lag, werden für 2020 177 Milliarden Transaktionen vorhergesagt. Das sind gute und vor allem profitable Aussichten für Anbieter von Lösungen für den elektronischen Zahlungsverkehr – und für deren Aktionäre. Weltweit sind zurzeit rund 20 Anbieter von bargeldlosen Bezahllösungen börsennotiert. Ihre Geschäftsmodelle und Produkte reichen von der klassischen Kreditkarte über Online-Bezahlverfahren bis hin zu App-basierten Mobile Wallets.

Kreditkartenanbieter profitieren von langjähriger Erfahrung und einem gut ausgebauten Netzwerk. Sie zählen bislang zu den größten Profiteuren, können ihren Erfolg aber nur fortsetzen, wenn sie mit dem etablierten Handel und Fintechs gleichermaßen kooperieren.

Anbieter alternativer Bezahlsysteme profitieren insbesondere vom wachsenden Online-Handel. Schon heute nutzen die Konsumenten häufiger die alternativen Zahlungsmöglichkeiten als die Zahlung per Kreditkarte oder Lastschriftverfahren. Diese Anbieter sind außerdem im Bereich mobiler Bezahl- und Geldtransfersysteme aktiv. Steigende Umsatzzahlen, Gewinnprognosen und Aktienrückkäufe wurden von den führenden Anbietern in diesem Segment bereits angekündigt.

Neuzugänge nicht ignorieren

Mobile Wallets auf den Smartphones ersetzen das klassische Portemonnaie. Allein aufgrund der hohen Nutzerzahlen könnten die renommierten Internet-Unternehmen mit dieser Bezahlungsart einen maßgeblichen Anteil des Geschäfts anziehen. Um gezielt auf den Trend zum bargeldlosem Bezahlen zu setzen, eigenen sich die Aktien der Internet-Riesen wegen der Vielzahl ihrer Geschäftsfelder aber nur begrenzt.

Auch die Newcomer am Markt sind einen Blick wert. Zwar müssen sie vergleichsweise hohe Markteintrittsbarrieren überwinden, doch ist das Segment dynamisch und bietet immer wieder Investitionsmöglichkeiten. Gerade im strukturell anspruchsvollen Finanz- und insbesondere Bankensektor machen es neue Technologien möglich, das Wachstumsprofil und die Investitionschancen zu verbessern.

Moritz Rehmann ist Analyst bei der DJE Kapital AG, unter anderem verantwortlich für die Sektoren Banken und Versicherungen.

Foto: DJE

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