Ein Kursziel von 20.000 Punkten klingt im ersten Moment weniger realistisch. Allerdings gibt es mehrere Faktoren die den deutschen Leitindex in drei Jahren auf dieses Niveau heben könnten. Gastkommentar von André Kunze, Prometheus Vermögensmanagement
Faktor 1: Negative Nachrichten? Na und!
Was haben die Börsen in 2016 nicht alles verdaut. Briten, die gegen einen Verbleib in der EU stimmten. Amerikaner, die gegen das Establishment stimmten. Italiener, die zum 63. Mal seit 1945 eine Regierung vor die Tür setzen. Während solche Nachrichten in den vergangenen Jahren an den Aktienmärkten stets zu deutlichen Kursrückgängen geführt haben, zucken die Börsen seit letztem Jahr nur noch kurz und lassen sich am Ende nicht beeindrucken. Aufgrund der permanenten schlechten Nachrichten der letzten Jahre scheinen Anleger und Kapitalmärkte resistent geworden zu sein.
Faktor 2: Notenbanken kaufen Krisen weg
Die Notenbanken sind bereit und gewillt, im Zweifel auch den Aktienmärkten durch gezielte Stützungskäufe unter die Arme zu greifen. Damit soll vermieden werden, dass die Kapitalmärkte das Konsumverhalten zusätzlich negativ beeinflussen. Das bietet – zumindest vorübergehend – einen gewissen Schutz vor dramatischen Verwerfungen.
Faktor 3: Langfristiger Trend
Betrachtet man die Aktienmärkte seit 1900, so ist zu erkennen, dass wir kürzlich aus einem fast 15-jährigen Seitwärtstrend ausgebrochen sind. Derartige Seitwärtstrends waren in der Historie typisch und stets die Grundlage für weitere überdurchschnittlich gute Aktienjahre.
Faktor 4: Vermeintlich mangelnde Alternativen
Das derzeitige Nullzinsumfeld und die fehlende Aussicht auf Besserung treiben mehr und mehr Anleger in Aktien. Das ist langfristig betrachtet zwar eine überaus gefährliche Entwicklung, bietet Aktieninvestments jedoch kurzfristig Rückenwind.
Faktor 5: Skeptische Analysten
Die eher skeptische Grundstimmung der Bankanalysten legt nahe, dass deren Anlageportfolios zur Zeit etwas vorsichtiger ausgerichtet sind und entsprechende Liquiditätsquoten vorgehalten werden. Laufen die Aktienmärkte wider Erwarten am Jahresanfang besser als gedacht, nimmt der Druck, an den Kurssteigerungen zu partizipieren, im Laufe des Jahres deutlich zu. In der Folge werden Banken und Vermögensverwalter die Aktienquoten erhöhen, was den Aktienmarkt zusätzlich befeuert.
Explosive Mischung
Diese Faktoren sind eine im positiven Sinne explosive Mischung und haben das Zeug, den Dax innerhalb der nächsten drei Jahre auf 20.000 Punkte zu katapultieren.
Doch ist das wirklich denkbar? Die Historie zeigt, dass derartige Kurssprünge an den Aktienmärkten alles andere als ungewöhnlich sind. In den letzten drei Jahrzehnten kam es Dax immerhin fünfmal zu entsprechend kräftigen Aufschwüngen innerhalb von zwei bis drei Jahren.
Statistisch betrachtet war der Dax in den letzten 30 Jahren mindestens jedes dritte Börsenjahr an einer mindestens 70-prozentigen Kursrallye innerhalb von zwei bis drei Jahren beteiligt. Da es nach 2007 kein Börsenjahr mehr mit einem entsprechenden Aufschwung gab, nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass es bald wieder so weit ist.
Dennoch halten wir Aktien nicht für alternativlos. Die demografischen Entwicklungen sowie der Wegfall des in der Vergangenheit immens wichtigen Neuverschuldungsturbos lassen die fundamentalen Perspektiven für Aktien mittelfristig in deutlich schlechterem Licht erscheinen. Wer unbedarfte und unerfahrene Anleger pauschal in Aktien treibt, erweist diesen Anlegern im Zweifel also einen Bärendienst.
André Kunze ist geschäftsführender Gesellschafter bei der Prometheus Vermögensmanagement GmbH in Langenfeld
Foto: Prometheus Vermögensmanagement GmbH