Dr. Christoph Bruns ist Vorstand, Teilhaber und Fondsmanager der Loys AG. Im Interview mit Cash.Online erklärt er, warum er nach dem Wahlsieg Emmanuel Macrons optimistisch eingestellt ist und worauf sich die EU jetzt besinnen sollte.
Cash.Online: Emmanuel Macron hat in seiner Antrittsrede seinen Reformwillen nochmals bekräftigt. Wie will er die französische Wirtschaft stärken?
Bruns: Ich glaube nicht, dass er das bislang schon weiß. Andererseits ist die Entwicklung großartig, dass es möglich ist, ohne eigene Partei direkt ins Präsidentenamt zu kommen, als junger Mann. Jemand der Schwung hat, ohne radikal zu sein, das ist eine großartige Entwicklung. Offenbar haben die Franzosen erkannt: „Wir brauchen einen positiven Aufbruch und keine Radikalinskis“.
Ich glaube, das Wichtigste, was er tun kann und ja auch tut, ist, an Mut und Optimismus zu appellieren und voranzugehen. Das ist das Klügste, was Politiker überhaupt machen können. Man sagt ja „Wirtschaft ist Psychologie“, jedenfalls zum großen Teil. Börse ist es auch. Politik ist es auch. Die Franzosen hatten jetzt zwei ganz schwache Präsidenten, Sarkozy und Hollande.
Hier haben wir einen ganz ungewöhnlichen Mann, der mit einer Bewegung kommt, keine Partei, wir sind ja Parteienstaaten gewohnt. Ich muss sagen, das berechtigt zu größerer Hoffnung. Andererseits sind die Probleme nicht gering in Frankreich, das weiß man. Aber man kann Prioritäten setzen, sich auf gewisse Sektoren konzentrieren, Anreize schaffen, man kann steuerlich etwas tun. Man kann auch hier an der Altersvorsorge arbeiten. Es gibt also einen Instrumentenkasten.
Wenn Macron die Zustimmung hat und dafür spricht einiges, dann kann er auch verändern und die Leute machen das mit. Psychologie ist wichtig. Wir Deutschen sind gut beraten, Herrn Macron die Daumen zu drücken.
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