Warum ist es problematisch, dass die Deutschen so wenig in Aktien investieren und wie kann das Problem gelöst werden? Darüber hat Cash.Online mit Dr. Christoph Bruns, Vorstand, Teilhaber und Fondsmanager der Loys AG gesprochen.
Cash.Online: Die Deutschen legen im internationalen Vergleich nur einen sehr geringen Teil ihres Vermögens in Aktien an, warum ist das so problematisch?
Bruns: Das ist aus mehreren Gründen problematisch. Zunächst einmal, weil die Deutschen auch wenige Kinder haben. Für die Aktienanlage braucht man Optimismus und für das Kinderkriegen auch und wenn man für das eine den Optimismus nicht hat, dann fehlt er vielleicht auf einem anderen Gebiet. Kurz: Wir haben ein demographisches Problem.
Die arbeitende Gesellschaft muss mehr Rentner finanzieren, die auch noch länger leben. Man wird heute nicht mehr 70 Jahre, sondern 80 oder lebt vielleicht auch noch länger. Das wird also teurer. Dazu haben wir ein Umlagesystem, das heißt, die Arbeitenden finanzieren die Rentner, es geht aber nicht mehr auf, wie eigentlich jedermann weiß. Also müsste jeder für sich privat vorsorgen.
Es stellt sich heraus, dass die Deutschen für ihr Alter üblicherweise mit Zinsprodukten vorsorgen. Es gibt aber keinen Zins mehr, der ist durch die Europäische Notenbank abgeschafft. Wenn man nun keinen Zins bekommt, dann ist das ganze Sparthema im Prinzip überflüssig geworden.
Man könnte ausweichen zu klügeren Anlageformen. Da kommt die Aktie ins Spiel. Es zeigt sich aber, dass die Deutschen wie ein Pferd vor einem Oxer sind, sie wollen über den Aktien-Oxer nicht springen, bleiben bei ihren Zinsanlagen und damit vernichten sie ihr Vermögen.
Wir müssen auch die Inflation von 1,8 Prozent bedenken. Wir bräuchten also mindestens Zinsen in Höhe von 1,8 Prozent, um das Vermögen zu erhalten. Haben wir nicht. Also nehmen die Vermögen ab und es wird in der Zukunft eher noch schlimmer. Und wenn es nicht gelingt umzusteigen in Richtung Aktien, dann droht Altersarmut und zwar breitflächig.
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