Erneut wecken Konjunkturdaten aus China die Hoffnung auf ein stärkeres Wachstum in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Es gibt aber einen Haken, der die positive Entwicklung bremsen könnte.
Nachdem zuletzt Stimmungsdaten aus Industrieunternehmen den besten Wert seit fast vier Jahren erreicht hatten, deuten auch Kennzahlen zur Preisentwicklung auf bessere Zeiten für Chinas Wirtschaft hin. Wie das Statistikamt in Peking am Dienstag mitteilte, sind die Erzeugerpreise im Dezember so stark wie seit über fünf Jahren nicht mehr gestiegen. Die Konjunktur könnte nach einer Schwächephase wieder stärker in Schwung kommen.
Für Dezember meldete die Statistikbehörde bei den Erzeugerpreisen einen Preissprung von 5,5 Prozent im Jahresvergleich. Einen stärkeren Anstieg gab es zuletzt im September 2011. Von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Volkswirte hatten im Schnitt nur einen Zuwachs um 4,6 Prozent erwartet. Bereits im November war die Wachstumsrate der Erzeugerpreise mit 3,3 Prozent deutlich stärker als erwartet ausgefallen.
Rohstoffpreise treiben an
Steigende Rohstoffpreise, aber auch die enorme Nachfrage im Bausektor haben nach Einschätzung von Analysten zum Anstieg der Erzeugerpreise beigetragen. Die Dezember-Daten zur Entwicklung der Erzeugerpreise werden gemeinhin als ein weiteres Zeichen der Stabilisierung gewertet. Zuletzt war Chinas Wirtschaft spürbar ins Stocken geraten.
Xu Shaoshi, Chinas oberster Wirtschaftsplaner, sagte am Dienstag, dass er für das gesamte Jahr 2016 mit einem Wirtschaftswachstum von 6,7 Prozent rechnet. Die Zahlen legt Peking am 20. Januar vor. Im langfristigen Vergleich dürfte das chinesische Wirtschaftswachstum damit 2016 erneut ungewöhnlich schwach ausgefallen sein.
Stärkeres Wachstum?
Die jüngsten Konjunkturdaten deuten aber wieder ein stärkeres Wachstum an. Experte Frederik Kunze von der NordLB geht davon aus, dass sich die steigenden Produzentenpreise positiv auf die Einnahmen vieler Industrieunternehmen auswirken könnten. Voraussetzung sei allerdings, dass die Firmen den Preisanstieg tendenziell an die Kunden weitergeben können. „Vor dem Hintergrund der besorgniserregenden Schuldenlast in weiten Teilen des chinesischen Unternehmenssektors kann somit durchaus von einer Erleichterung gesprochen werden“, sagte Kunze.
Auch die Entwicklung der Verbraucherpreise zeigte sich im Dezember robust. Im Jahresvergleich seien sie um 2,1 Prozent gestiegen, teilten die Statistiker in Peking weiter mit. Volkswirte hatten allerdings eine etwas stärkere Inflation um 2,2 Prozent erwartet, nach einer Teuerung um 2,3 Prozent im November.
Warnende Stimmen
Vor dem Hintergrund der jüngsten Preisentwicklung in China gibt es aber auch warnende Stimmen. Experten befürchten, dass der Spielraum der politischen Führung zur Ankurbelung der Wirtschaft enger werde. „Die jüngsten Preisdaten beschränken den Spielraum, den die chinesische Notenbank für zusätzliche Lockerungsmaßnahmen hat, sollte eine Stützung der Konjunktur doch noch notwendig werden“, sagte Experte Dirk Gojny von der National-Bank. (dpa-AFX)