Der Indexanbieter MSCI hat die Aufnahme chinesischer Festlandaktien, sogenannter A-Shares, in seinen Schwellenländer-Index beschlossen. John Lin, Portfoliomanager der Fondsgesellschaft AllianceBernstein (AB), sieht darin eine große Bedeutung für Aktienanleger.
Die Aufnahme chinesischer A-Shares in den MSCI EM Index bedeutet einen Meilenstein für Aktien-Investoren weltweit, denn die Entscheidung rückt dieses überaus große Anlagespektrum plötzlich auf ihren Radarschirm. Mit einer Marktkapitalisierung von 7,5 Billionen US-Dollar bilden chinesische Festlandaktien den zweitgrößten Aktienmarkt der Welt. Doch ihr bisheriger Ausschluss aus wichtigen Schwellenland-Vergleichsindizes hatte dazu geführt, dass Investoren dieses Segment gemieden und ihre China-Aktivitäten stattdessen auf den kleineren Bereich der vornehmlich in Hongkong notierten H-Shares gerichtet hatten.
Begrenzung auf 222 Titel
Die Art und Weise des gewählten Aufnahmeprozesses zeigt, dass MSCI den schlafenden Riesen nur äußerst vorsichtig aufweckt. Denn dem Schwellenländer-Index werden nur A-Shares hinzugefügt, die den Bedingungen des Stock Connect Systems unterliegen, was eine Begrenzung auf 222 investierbare Titel bedeutet. Dies ist nur eine sehr enge Auswahl, denn insgesamt gibt es über 3.000 Festlandaktien in China. Es handelt sich somit zunächst um einen kleinen, jedoch wichtigen ersten Schritt, um die Bedeutung des größten Schwellenlands der Erde in dem Index besser abzubilden.
Auf dem Weg zur Marktreife
Der gesamte Markt für chinesische Festlandaktien ist sehr groß und sehr liquide, befindet sich jedoch noch in der Phase des Heranreifens. Rund 80 Prozent des täglichen Handelsvolumens geht von Privatanlegern aus. Diese Bedingungen sind ideal für aktive Investoren, die Ineffizienzen – zum Beispiel Fehlbewertungen aufgrund emotionaler Handelsreaktionen oder Herdenverhalten – erkennen und langfristige fundamentale Renditemöglichkeiten erschließen können.
Teilung der Benchmark möglich
Obgleich es sich bei der Entscheidung nur um einen ersten Schritt handelt, verfolgt MSCI unserer Ansicht nach eindeutig die Absicht, den gesamten Markt für chinesische A-Shares in seine Indizes zu integrieren. Wenn dies passiert, könnte sich die Gewichtung Chinas im MSCI-Index für Schwellenländer der Marke von 50 Prozent annähern. Daher sollten sich Investoren jetzt Gedanken darüber machen, welche Auswirkungen ihre geplante Aktienallokation global und in den Schwellenländern hat. Dabei sollten sie die Möglichkeit berücksichtigen, dass der Schwellenländer-Index zukünftig geteilt wird: Mit einer Benchmark nur für chinesische Aktien und einer weiteren für alle restlichen Schwellenländer ohne China. (fm)
Foto: AllianceBernstein