Im Jahr 2016 entwickelten sich die osteuropäischen Aktienmärkte keinesfalls einheitlich. Insgesamt ist die Bewertung immer noch noch attraktiv.
Dieser Überzeugung ist Morten Lund Ligaard, Chefportfolioberater des Danske Invest SICAV Eastern Europe Class A Fund mit Fokus auf osteuropäische Aktien. Im Marktkommentar erläutert der Experte, was Anleger von Aktien aus der Region im kommenden Jahr erwarten können.
Unterschiedliche Märkte – unterschiedliche Trends
Aktien aus Osteuropa haben sich 2016 sehr heterogen entwickelt. Einige Märkte hatten ein richtig gutes Jahr, während andere es schwer hatten. So ist zum Beispiel der russische Aktienmarkt um circa 45 Prozent gestiegen (gerechnet in Euro), während die im Anlageuniversum von Danske Invest zu Osteuropa zählende Türkei um etwa sieben Prozent nachgegeben hat. Ein verhältnismäßig stabiles Land wie Polen hat dagegen ein Plus von rund vier Prozent erzielt.
Positive und negative Überraschungen in 2016
Russland war die große positive Überraschung. Es war erstaunlich, wie gut es das Land geschafft hat, sich dem viel niedrigeren Ölpreis, den Sanktionen und der Tatsache, dass die Währung in den letzten Jahren ernsthaft abgewertet hat, anzupassen. Dies hat unter anderem den Exportunternehmen zu einer besseren Wettbewerbsfähigkeit verholfen und die Wirtschaft ins Gleichgewicht gebracht.
Der versuchte Militärputsch in der Türkei kam ebenfalls überraschend und war einer der ganz großen Schocks 2016. Obgleich der letztendlich gescheiterte Staatsstreich zwar nicht sehr lange andauerte, hatte er dennoch gravierende Auswirkungen auf den türkischen Aktienmarkt. Auch die Attentate im Land zogen erhebliche negative Implikationen auf den Aktienmarkt nach sich, insbesondere auf den Tourismus und die Landeswährung.
Optimistisch für 2017
Der Trend bei osteuropäischen Aktien wird stark von der Entwicklung der globalen Märkte abhängen. Wir beurteilen osteuropäische Aktien 2017 insgesamt positiv, da die Titel in der Region unseres Erachtens im Vergleich zu Papieren aus den entwickelteren Ländern attraktiv bewertet sind. Deshalb gehen wir davon aus, dass osteuropäische Aktien noch mehr Potenzial besitzen, wenn die Weltwirtschaft einen positiven Wachstumskurs einschlägt.
Ebenfalls im Hinblick auf Russland sind wir optimistischer geworden, da Donald Trump die Präsidentschaftswahl in den USA gewonnen hat. Denn Trump hat angekündigt, dass er das Verhältnis zu Russland verbessern möchte. Und dies hat die Hoffnung geschürt, dass sich die Sanktionslage entspannen könnte.
Chancen in der Finanzbranche, der Konsumgüterindustrie und im Exportsektor
Bei Danske Invest schauen wir stark auf einzelne Unternehmen, und haben hierbei derzeit die größte Sektorgewichtung in der Finanzbranche. Aller Voraussicht nach wird dies auch 2017 so sein. Denn in vielen Ländern ist der Finanzsektor sehr reif und etabliert – nicht aber in Osteuropa, wo weiterhin interessantes Potenzial existiert. Auch Konsumgüter zählen zu unseren Favoriten, da der Wohlstand in Osteuropa generell zunimmt. Außerdem gefällt uns der Exportsektor, da die Unternehmen in den betreffenden Staaten heutzutage sehr wettbewerbsfähig sind.
Zurückhaltung bei Telekommunikation
Ein Sektor, auf den wir nur geringfügig ausgerichtet sind, ist die Telekommunikationsbranche. Denn heutzutage ist dieser Bereich in Osteuropa sehr gut entwickelt, nahezu auf dem gleichen Niveau wie in Westeuropa. Auch wenn wir zwar noch einige ausgewählte Telekommunikationstitel im Portfolio haben, legen wir generell kein großes Augenmerk auf diesen Sektor. (tr)
Foto: Danske Invest