Seit der Trump-Wahl haben sich auch deutsche Aktien in einem enormen Tempo verteuert. Deshalb notiert der Dax mittlerweile nur noch wenige Prozentpunkte unter seinem historischen Hoch. Allerdings lässt dies einige Sparer immer noch kalt.
Der Rademacher-Kommentar
Für die meisten heimischen Anleger verliefen die letzten zwölf Monate weniger erfolgreich. Sie setzten weiterhin auf Spareinlagen und festverzinsliche Produkte, die selbst bei negativen Realzinsen immer noch stark gefragt sind. So fand das jüngste Anlagebarometer von Union Investment heraus, dass immer noch 73 Prozent aller Deutschen das Sparbuch nutzen. Dies ist schon verwunderlich, da nur elf Prozent der Umfrageteilnehmer angaben, diese Anlageform als attraktiv einzustufen. 42 Prozent aller privaten Investoren nahm Tagesgeld in Anspruch, was ebenfalls langfristig zu einem erheblichen Kaufkraftverlust führt.
Eine Entlastung der Sparer ist auch in den kommenden sechs Monaten kaum in Sicht. Immerhin sind 83 Prozent aller Befragten davon überzeugt, dass die Zinsen konstant bleiben oder sogar fallen. Hingegen rechnen 81 Prozent aller Finanzentscheider mit einer anziehenden Inflationsrate. Entsprechend dürfte der Handlungsbedarf der Deutschen bei der Geldanlege mittelfristig sogar noch weiter deutlich steigen.
Fondsbranche sieht großes Potenzial
Aufgrund dieser herausfordernden Rahmenbedingungen sind mittlerweile 43 Prozent davon überzeugt, ihr Geld in höher rentierliche Assets zu investieren. Damit zeigt sich, dass auch heimische Sparer langsam umdenken. Immerhin können sich 23 Prozent aller Deutschen grundsätzlich mit einem Fondssparplan als Basisanlage anfreunden, womit für die Fondsbranche noch ein riesiges Absatzpotenzial besteht.
Grundsätzlich bilden Aktien bei Fonds und entsprechenden Sparplänen die entscheidende Ertragskomponente. Kurzfristig gibt es hier zwar immer wieder mehr oder weniger starke Rücksetzer. Auf Dauer bietet diese Asset-Klasse dennoch üppige Renditen. So betrug der Wertzuwachs in den vergangenen drei Jahrzehnten immerhin gut acht Prozent per annum, womit nahezu jede andere Assetklasse übertroffen wird.
Weiterhin noch viel Potenzial für Aktien vorhanden
Der deutsche Leitindex steht mittlerweile kurz vor einem Test seines Allzeithochs. Seit der Lehman-Krise hat er sich sogar verdreifacht. Allerdings ist die Bewertung bei deutschen Standardwerten dennoch nicht teuer. So werden deutsche Unternehmen im Schnitt mit dem vierzehnfachen des jährlichen Nettogewinns gehandelt. Anders ausgedrückt, eine Aktie die 100 Euro kostet, erwirtschaftet rein rechnerisch immerhin einen Ertrag von 7,14 Euro. Zwar behält das Unternehmen davon einen Großteil des Geldes ein. Allerdings beträgt die Dividendenrendite bei vielen deutschen Standardwerten nicht selten 2,5 Prozent und mehr, weshalb diese Anlageform extrem attraktiv bleibt.
Gewaltige Kursprünge möglich
Wie spannend Aktien sein können, zeigt ein Blick auf die Performance-Listen der vergangenen Zwölf Monate. Immerhin legten 27 von 30 Anteilsscheinen im Dax zu, wobei Aktien wie Adidas mit einem Gewinn von 83 Prozent und Infineon mit einem Plus von 49 Prozent sehr gut abschnitten. Der schlechteste Titel im Dax büßte hingegen gerade einmal 17 Prozent ein. Noch schneller kann es bei erfolgreichen Nebenwerten zugehen, wobei Aktien wie Siltronic und MBB auf Jahressicht sogar um mehr als 250 Prozent zulegten.
Dank der niedrigen Zinsen dürfte sich die Hausse auch in den kommenden Quartalen fortsetzen. Kritisch würde es erst, wenn die EZB den Geldhahn zu schnell zudreht. Deshalb ist es weiterhin nicht zu spät Aktien zu erwerben. Anleger die sich mit dieser Thematik aber nicht hundertprozentig auskennen, sollten lieber zu Aktienfonds greifen. Diese werden von erfolgreichen Asset Managern gesteuert, die die Märkte permanent im Blick haben. Zudem sind Fonds in der Regel sehr breit gestreut. Dies schließt einen Totalverlust nahezu aus, der bei Einzelinvestments durchaus eintreten kann.
Tim Rademacher ist leitender Redakteur im Bereich Investmentfonds bei Cash. und analysiert die Geschehnisse am Kapitalmarkt direkt vom Finanzplatz Frankfurt aus.
Foto: Dirk Beichert