Deutsche Bank plant konsequente Neuausrichtung

Die Deutsche Bank hat am Wochenende umfangreiche Maßnahmen beschlossen, die zu einer Neupositionierung des Instituts führen werden. Dies könnte der Befreiungsschlag für das einst angeschlagene Institut sein.

Bei der Deutschen Bank laufen die Geschäfte wieder besser.
Bei der Deutschen Bank laufen die Geschäfte wieder besser.

Die Deutsche Bank macht eine Rolle rückwärts bei der Postbank. Statt die auf Privatkunden fokussierte Tochter zu verkaufen, soll sie in das Privat- und Firmenkundengeschäft des Konzerns integriert werden, wie die Deutsche Bank am Sonntag in Frankfurt nach einer Aufsichtsratssitzung mitteilte. Die kombinierte Bank werde mehr als 20 Millionen Kunden in Deutschland haben, hieß es. Ein detaillierter Plan für den Zusammenschluss soll im Laufe des Jahres präsentiert werden. Konzernchef John Cryan stellte aber klar, dass eine vollständige Integration drei bis fünf Jahre dauern werde.

Gleichzeitig will Cryan das Investmentbanking als zweite große Säule stärken und verlorenen Boden wiedergutmachen. Das zwischenzeitlich getrennte Geschäft mit der Beratung und Finanzierung von Unternehmen, das Kapitalmarktgeschäft und die sogenannte Transaktionsbank werden zusammengelegt. Das Kapitalmarktgeschäft der Frankfurter war zuletzt vor allem durch Skandale und Rechtsstreitigkeiten aufgefallen, die die Bank Milliarden kosteten. Ein rund laufendes Investmentbanking kann jedoch eine Gelddruckmaschine sein, wie insbesondere die US-Konkurrenz der Deutschen Bank immer wieder zeigt.

Kapitalerhöhung im Umfang von acht Milliarden Euro

Um die Neuaufstellung stemmen zu können, stärkt die Deutsche Bank wie erwartet ihre Kapitaldecke. Über den Verkauf neuer Aktien will das größte deutsche Geldhaus rund acht Milliarden Euro einnehmen, wie es weiter hieß. Die Papiere werden den Altaktionären angeboten und sollen 11,65 Euro kosten, was einen kräftigen Rabatt zum Xetra-Schlusskurs vom Freitag bei 19,14 Euro bedeutet. Je mehr Kapital eine Bank vorhält, desto widerstandsfähiger gegen Krisen ist sie.

Laut Cryan gibt es bereits positive Rückmeldungen von Großaktionären. Zu den wichtigsten Anteilseignern zählen Katar und seit neuestem der chinesische Mischkonzern HNA. „Unsere Entscheidungen sind ein wichtiger Schritt, um die Deutsche Bank stärker zu machen und wieder wachsen zu können“, sagte Cryan.

Gleichzeitig soll der Vermögensverwalter Deutsche Asset Management – bei Publikumsfonds bekannt unter DWS Investments – zu einem kleinen Teil an die Börse gebracht werden, um weiteres Geld in die Kasse zu spülen. Geplant ist, den Börsengang innerhalb von zwei Jahren über die Bühnen zu bringen. Zusammen mit weiteren Veräußerungen soll das weitere zwei Milliarden Euro auf Kapitalseite einbringen.

Überraschungsdividende

Den Aktionäre der Bank sollen die Kapitalmaßnahmen mit einer – wenn auch vergleichsweise geringen – Dividende versüßt werden. Auf der Hauptversammlung im Mai solle eine Ausschüttung von 19 Cent je Aktie beschlossen werden, erklärte die Bank. Ursprünglich hatte Cryan die Dividende angesichts der hohen Belastungen durch teure Rechtsstreitigkeiten ganz streichen wollen. Für das Jahr 2017 verspricht er nun eine Dividende von mindestens 11 Cent je Aktie. Erst für 2018 rechnet Cryan allerdings wieder mit einer attraktiven Dividende, wie er in einer Telefonkonferenz sagte. Zum Vergleich: Für die Jahre 2009 bis 2014 hatte die Deutsche Bank jeweils 75 Cent je Anteilsschein ausgeschüttet.

Schon seit Monaten wurde über eine Kapitalerhöhung spekuliert, nachdem teure Rechtsstreitigkeiten an der Kapitalbasis genagt hatten und der Bank zwei Jahre hintereinander Milliardenverluste bescherten. Die Deutsche Bank hatte ihre harte Kernkapitalquote – eine entscheidende Kennziffer für die Krisenfestigkeit einer Bank – zum Jahresende zwar auf 11,9 Prozent steigern können. Im internationalen Vergleich steht sie damit aber eher durchwachsen da. Die Bank strebt nun eine harte Kernkapitalquote von deutlich über 13 Prozent an.

Der Weg dahin soll durch Einsparungen zusätzlich geebnet werden. Bis 2018 sollen die Kosten auf 22 Milliarden Euro sinken nach gut 24 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Cryan hatte bereits ein Sparprogramm aufgelegt: Bis 2018 sollen nach früheren Angaben unter dem Strich 9000 Arbeitsplätze im eigenen Haus wegfallen. Im Inland schrumpft die Zahl der Filialen. Zudem zieht sich die Bank aus zehn Auslandsmärkten und manchen Geschäften im Investmentbanking ganz zurück. Aus weiteren Märkten werde man sich nicht zurückziehen, sagte Cryan nun.

Seite zwei: Umbau im Management

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