Deutschland ist wieder das Zugpferd der Konjunktur im Euroraum. Europas größte Volkswirtschaft erhöht trotz politischer Unsicherheiten die Drehzahl.
Jahresauftakt nach Maß für die deutsche Wirtschaft: Angetrieben vom boomenden Export, Unternehmensinvestitionen und der Konsumfreude der Verbraucher ist das Bruttoinlandsproduktes (BIP) in den ersten drei Monaten um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorquartal gestiegen. Das teilte das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Daten mit. Ende 2016 hatte Europas größte Volkswirtschaft noch moderater um 0,4 Prozent zugelegt. Ökonomen erwarten, dass die deutsche Konjunktur auch im Gesamtjahr auf Kurs bleibt – zumal der Aufschwung inzwischen auch auf einer breiteren Basis steht. „Die wirtschaftliche Erholung geht ins neunte Jahr und es gibt keine Anzeichen für ein abruptes Ende“, sagte ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski.
Baubranche profitiert
Nach Angaben der Wiesbadener Behörde stiegen die Konsumausgaben der privaten Haushalte im ersten Quartal leicht. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist historisch günstig und die Zinsen sind niedrig, das stärkt die Kauflaune der Verbraucher. Sie sind Konsumforschern zufolge überzeugt, dass die Wirtschaft weiter im Aufwind ist. Hinzu kamen gestiegene Ausgaben des Staates, unter anderem für die Unterbringung und Versorgung Hunderttausender Flüchtlinge. Begünstigt wurde die Entwicklung auch von der milden Witterung, davon profitierte vor allem die Bauwirtschaft. Zugleich investierten Firmen erstmals seit drei Quartalen wieder mehr in Maschinen und andere Ausrüstungen. Niedrige Zinsen, gefüllte Kassen und volle Auftragsbücher ließen die Unternehmen munter werden, erläuterte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. „Das Wachstum ist jetzt breiter abgestützt, was eine äußerst erfreuliche Nachricht ist.“
Exportüberschuss wächst
Der Außenhandel trug ebenfalls zu dem guten Jahresstart bei. Die Exporte stiegen stärker als die Importe. Deutschlands Unternehmen profitierten von der Erholung der Weltwirtschaft und dem schwächeren Euro, das treibt den Export an. Im März waren die Ausfuhren auf den höchsten Monatswert seit 1950 geklettert. Europas größte Volkswirtschaft wuchs damit kräftiger als der Euroraum insgesamt. Nach früheren Angaben des europäischen Statistikamtes Eurostat stieg das Bruttoinlandsprodukt der 19 Euroländer im ersten Quartal um 0,5 Prozent zum Vorquartal. Zum Vorjahr stieg die Wirtschaftsleistung um 2,9 Prozent. Dabei spielte allerdings auch die Lage der Feiertage eine Rolle. Ohne diesen Effekt betrug das Plus 1,7 Prozent.
Im Gesamtjahr rechnen die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute und die Bundesregierung mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes um 1,5 Prozent. Manche Ökonomen trauen der deutschen Wirtschaft noch etwas mehr zu. Die EU-Kommission geht beispielsweise von einem Plus von 1,6 Prozent aus. Unsicherheit stiften allerdings weiterhin die unklaren Bedingungen des EU-Austritts Großbritanniens (Brexit) und die US-Handelspolitik. Im vergangenen Jahr hatte die deutsche Wirtschaft etwas stärker zugelegt. Allerdings gibt es 2017 mehr Feiertage, das hat Folgen für das Wirtschaftswachstum. (dpa-AFX)
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