Deutschland wächst weiter

Zunächst scheint die deutsche Konjunktur vom Scheitern der Sondierungsgespräche in Berlin nicht betroffen, die Prognosen deuten auf weiteres Wachstum hin. Doch sollten die Parteien die Regierungsbildung nicht zu lange herauszögern, die Wirtschaft würde unter der anhaltenden Unsicherheit leiden.

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Die deutsche Wirtschaft wächst weiter, insbesondere getrieben durch Exporte.

Die deutsche Wirtschaft geht mit Rückenwind in den Jahresendspurt. Angetrieben vom Exportboom und von steigenden Investitionen vieler Unternehmen stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal um 0,8 Prozent gegenüber dem Vorquartal.

Scheitern der Koalitionsverhandlungen wirkt sich zunächst nicht aus

Das teilt Statistische Bundesamt mit. Die Wiesbadener Behörde bestätigte damit eine erste Schätzung. Im zweiten Vierteljahr hatte es ein Plus von 0,6 Prozent gegeben. Nach Einschätzung von Ökonomen steuert Europas größte Volkswirtschaft 2017 auf das stärkste Wachstum seit sechs Jahren zu.

„Die wirtschaftliche Erfolgsstory Deutschlands setzt sich fort“, sagte ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. Bremsspuren durch das Scheitern der Jamaika-Sondierungsgespräche von Union, FDP und Grünen über ein Regierungsbündnis erwarten Experten vorerst nicht.

Positiver Trend der Konsumausgaben nicht in Gefahr

Der Export profitierte von der Erholung der Weltkonjunktur, die die Nachfrage nach Waren „Made in Germany“ ankurbelt. Die Ausfuhren legten nach Angaben der Statistiker in den Sommermonaten Juli bis September stärker zu als die Importe. Zugleich investierten viele Firmen im Vergleich zum zweiten Quartal deutlich mehr in Ausrüstungen wie Maschinen, Geräte und Fahrzeuge (plus 1,5 Prozent). Die Firmen waren zuletzt laut Ifo Institut so optimistisch wie nie zuvor.

Der private Konsum, bisher Hauptstütze der Konjunktur, legte dagegen eine Verschnaufpause ein. Die Ausgaben der Verbraucher lagen den Angaben zufolge minimal um 0,1 Prozent unter dem Niveau des starken zweiten Vierteljahrs. Die Verbraucher sind angesichts der historisch günstigen Lage auf dem Arbeitsmarkt und der Zinsflaute zwar weiter in Kauflaune.

Zuletzt hatte nach Angaben der GfK-Konsumforscher die Preisentwicklung die Stimmung allerdings etwas gedämpft. „Der positive Trend der Konsumausgaben dürfte aber nicht in Gefahr sein“, beruhigte BayernLB-Volkswirt Stefan Kipar.

Aufschwung setzt sich fort

Auch vom Bau kamen keine Impulse. Die Investitionen in Bauten sanken leicht um 0,4 Prozent. „In Anbetracht der satten Zuwächse im ersten Halbjahr ist dies allerdings kein Beinbruch. Die Auftragsbücher der Bauwirtschaft sind gut gefüllt“, argumentierte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank in Liechtenstein.

Binnen Jahresfrist legte das BIP im dritten Quartal preisbereinigt um 2,3 Prozent zu. Ökonomen rechnen damit, dass sich der ungewöhnlich lange Aufschwung vorerst fortsetzt. Zahlreiche Volkswirte hatten zuletzt ihre Prognosen heraufgesetzt.

Danach dürfte die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um mehr als zwei Prozent wachsen. Auch für 2018 trauen sie Europas größter Volkswirtschaft ein hohes Tempo zu. Im vergangenen Jahr war das BIP um 1,9 Prozent gestiegen.

Wirtschaft gegen politische Unsicherheit abgeschirmt

Angefacht durch die lockere EZB-Geldpolitik besitze die deutsche Wirtschaft so viel Schwung, „dass sich die zahlreichen, politisch zu lösenden Probleme Deutschlands vorerst nicht bemerkbar machen werden“, argumentierte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer jüngst.

Chefvolkswirt Brzeski verwies auf das günstige Umfeld unter anderem durch die niedrigen Zinsen im Euroraum. Das schirme die deutsche Wirtschaft aktuell gegen politische Unsicherheiten ab. Angesichts des dringenden Investitionsbedarfs in Bildung und Digitalisierung sowie fehlender Strukturreformen, sollte die Politik allerdings nicht zu viel Zeit verschwenden, um die wirtschaftliche Zukunft nicht zu gefährden. Auch Wirtschaftsvertreter hatten zuletzt vor einer Hängepartie bei der Regierungsbildung in Berlin gewarnt. (dpa-AFX)

Foto: Shutterstock

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