Cash.Online hat mit Daniel White, Manager des M&G North American Value Fund über die Konjunktur- und Geldpolitik in den USA und die Bewertungsunterschiede am amerikanischen und europäischen Aktienmarkt gesprochen.
Cash.Online: Der US-Aktienmarkt ist deutlich teurer als der europäische Markt. Womit ist dieser Aufschlag aus fundamentaler Sicht gerechtfertigt?
Daniel White: Für die Bewertungsunterschiede zwischen den Aktienmärkten der USA und Europa ist die jeweilige Sektorkomposition mitverantwortlich. Beispielsweise hat IT im US-Index eine deutlich höhere Gewichtung als in Europa. In den USA sind es 22,1 Prozent und in Europa nur 4,4 Prozent.
Im Allgemeinen sind die Fundamentaldaten in diesem Sektor stark, weshalb die Bewertungen höher sind. Ein weiterer Grund ist, dass die Investoren davon ausgehen, dass die Makro-Risiken in den USA kleiner sind.
Die Konjunktur ist auf Kurs: Wir sehen einen robusten Arbeitsmarkt, Wachstum und eine steigende Inflation. Auf der anderen Seite haben wir in Europa jede Menge Unsicherheitsfaktoren, wie etwa den Brexit und anhaltende Probleme mit Banken in der europäischen Peripherie.
Die Fed hat den Zins bereits in mehreren Schritten erhöht. Wie wirkt sich die Geldpolitik auf den Aktienmarkt aus?
Wir gehen davon aus, dass die Fed die Zinsen weiter dosiert und abhängig von der Wirtschaftsentwicklung nach oben fahren wird. In Bezug auf die Auswirkungen an den Aktienmärkten sollten sich höhere Zinsen und steigende Anleiherenditen durch die Erhöhung der Nettozinsmargen positiv auf die Rentabilität der Banken auswirken.
In den Branchen Basiskonsumgüter, Gesundheit und Telekommunikation könnte sich außerdem Druck auf die Bewertungen von defensiven Titeln und Bond Proxies ergeben. Alle drei Sektoren sind im Niedrigzinsumfeld teuer geworden.
Die Normalisierung der Zinsen, insbesondere wenn eine Verbesserung des Makro-Umfelds dahintersteckt, könnte für diese „sicheren“ Aktien zu einem Verlust ihrer Attraktivität führen. Dies wäre für eine Value-Strategie vorteilhaft.
Trump hat große Schritte bei der Fiskalpolitik angekündigt. Welche Maßnahmen erwarten Sie?
Wir sind noch in der Frühphase der Trump-Präsidentschaft und trotz der beträchtlichen Hoffnung, seine Vorschläge könnten die US-Wirtschaft ankurbeln, wird die Umsetzung herausfordernd.
Das Scheitern bei der Abschaffung von Obamacare hat gezeigt, wie schwierig ein Konsens zu finden ist, um Gesetze durch den Senat zu bringen. Wir erwarten deshalb nicht notwendigerweise einen fiskalen Stimulus mit unmittelbaren Auswirkungen auf die US-Wirtschaft.
Foto: M&G