Unterschätztes Potenzial der digitalen Plattformen

Das ist auch der Grund dafür, weshalb viele der besten Aktien der letzten zehn Jahre der Kategorie digitaler Plattformen zuzuordnen sind. Um eine erfolgreiche Plattform am Markt zu etablieren, ist allerdings zu Beginn Finanzkraft, Ausdauer, ein gutes Produkt und auch etwas Glück erforderlich.

Deutsche sind Produzenten statt Händler

Wie in Platform Revolution, einem Buch von Geoffrey G. Parker beschrieben, sind Firmen, die mit einem herkömmlichen „Pipeline“-Modell (Vorne kommen Rohstoffe und Arbeit rein und hinten kommt ein Produkt heraus.) gegen eine digitale Plattform antreten, stark benachteiligt.

Gerade deutsche Unternehmen unterschätzen den Wert des erfolgreichen Zusammenführens von Angebot und Nachfrage. Sie sind traditionell eher Produzenten als Händler: Sie entwickeln gute Produkte, vernachlässigen aber oft Marketing, Verkauf und Handel. Dass Europa insgesamt– anders als die USA und China – kaum erfolgreiche digitale Plattformen besitzen, ist problematisch: Einerseits für die Wirtschaftsentwicklung an sich, andererseits aber auch für Investoren, die ihren Blick nur allzu oft primär auf den Heimatmarkt richten.

Digitale Plattformen müssen nur so viel in sich selbst beziehungsweise in die eigene Plattform investieren, um attraktiv genug zu sein, um die Nutzer weiter an sich zu binden. Ein Plattformwechsel geschieht sehr selten, meist nur aufgrund eines Generationswechsels, technologischer Umbrüche oder Fehler des Managements. Dadurch können digitale Plattformen hohe Margen und freie Cash Flows generieren, die für Aktienrückkäufe und zukünftig wohl auch für Dividenden genutzt werden können.

Anfang der digitalen Revolution

Derzeit ist es für diese Unternehmen aber oft noch attraktiver, das Kapital in Zukunftsprojekte und neue Dienstleistungen zu investieren. Erleichtert wird dies durch den direkten Endkundenkontakt und bei entsprechender Größe einer starken Marke.

Auch wenn es bei Tech-Aktien durch überhitzte Markttechnik kurzfristig – wie zuletzt im Juni 2017 – zu starken Abverkäufen kommen kann, bieten die guten Wachstumsaussichten dieser Unternehmen unserer Einschätzung nach immer noch ein langfristig attraktives Chance-Risiko-Profil. Wir sind davon überzeugt, dass wir bei dieser digitalen Revolution erst am Anfang stehen und keine der traditionellen Branchen davor sicher ist.

Philipp Haas ist Analyst bei der DJE Kapital AG, unter anderem für die Sektoren Technologie und Medien.

Foto: DJE

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