Seit Ende des II. Weltkriegs waren die Beziehungen zwischen deutschen Regierungschefs und US-Präsidenten meistens von herzlicher Wärme geprägt. Doch wenn man sich die Bilder des Besuchs von Angela Merkel bei Donald Trump zu Gemüte führt, weiß man, was politische Eiszeit ist.
Die Halver-Kolumne
Die Bundeskanzlerin konnte mit ihrer angespannten Körperhaltung ihr Unwohlsein nicht verbergen. Und der Präsident saß in seinem Sessel so ungehalten wie ein Pitbull, der auf das nächste Futter wartet. Die Macht dieser Bilder ist übermächtig.
Auch inhaltlich muss das Treffen von Merkel und Trump als das bezeichnet werden, was es war: Eine Pleite! Und mit seiner Twitter-Meldung nach Abreise der Kanzlerin, Deutschland müsse seine Nato-Schulden bei seinen amerikanischen Beschützern bezahlen, hat Trump Frau Merkel noch einmal Dreck hinterhergeworfen. Wenn alle ersten Dates so ablaufen, können Standesbeamte ihren Beruf an den Nagel hängen.
Trump will nicht nur spielen, der meint das ernst
Aber Einspruch: Hat Trump diese plumpen Bilder nur zur Unterstreichung seiner harten „America First-Haltung“ beim US-Publikum gebraucht? Ist er in den Tiefen seines Herzens dann doch ein ganz Netter? Einspruch abgewiesen!
Es liegt nicht nur am spröden Charme eines Immobilienmagnaten, der diplomatische Manieren im Haifischbecken der New Yorker Bauindustrie nie kennengelernt hat. Das politische Klima zwischen Amerika und Deutschland hat sich tatsächlich eingetrübt. Das unterstreicht auch das enttäuschende Treffen der G-20-Finanzminister in Baden-Baden über die Zukunft des Welthandels.
Die bedeutendste Botschaft war noch, dass Finanzminister Schäuble das Essen und die Weine und sein amerikanisches Pendant Mnuchin die Stadt und das Wetter lobten. Hallo, waren da etwa zwei auf Kurbesuch nach dem Motto „Morgens Fango, abends Tango“?
Zum Welthandel ließ Amerika in der Abschlusserklärung dagegen nur ein Sätzchen zu: „Wir arbeiten daran, den Anteil des Handels an unseren Volkswirtschaften zu stärken.“ Was für eine erbärmliche Aussage. Amerika wehrte sich gegen ein klares Bekenntnis zum freien Welthandel wie ein Kleinkind gegen Spinat. Übrigens, wir sprechen hier von den USA, dem Land, das den Freihandel erfunden und bislang eisern verteidigt hat. Unter Trump droht er zu verrosten.