Drei Gründe für steigende Anleiherenditen

Die Renditen für Anleihen werden im kommenden Jahr steigen. Davon ist Michael Hasenstab von Franklin Templeten überzeugt. Die US-Notenbank Fed verkürzt ihre Bilanz und damit gibt es drei Szenarien, die für steigende Renditen sorgen werden.

Michael Hasenstab von Franklin Templeton analyisiert die Folgen des Brexits.
Michael Hasenstab: „Da die Fed ihre Bilanz abbaut, sollten wir uns nicht fragen, ob die Renditen steigen werden, sondern um wie viel schneller und höher, als der Markt es erwartet.“

Die Anleihenrenditen werden nächstes Jahr deutlich steigen. Dieser Ansicht ist Dr. Michael Hasenstab, leitender Vizepräsident und Vorstand von Franklin Templeton Macro. Es gebe drei Szenarien, die  jedes für sich genommen, die Renditen erhöhen könnten. Mindestens eine dieser Variablen wird eintreten, sind Hasenstab und sein Team überzeugt.

Die US-Notenbank Fed habe bereits im Oktober damit begonnen, ihre Bilanz um insgesamt zehn Milliarden US-Dollar monatlich zu verkürzen, indem sie US-Staatsanleihen und hypothekenbesicherte Wertpapiere (Mortgage Backed Securities, MBS) bei Fälligkeit abstößt. Ab Januar plane die Fed, das Volumen der Papiere, die monatlich abgestoßen werden, auf insgesamt 20 Milliarden US-Dollar anzuheben.

Fed wird durch neue Käufer ersetzt

Bisher habe die Fed über Jahre ihre Bilanz massiv verlängert und so Anleiherenditen gedrückt, die Renditekurve habe sich abgeflacht. Dennoch würden Anleger erwarten, dass die Verkürzung der Fed-Bilanz keine bis geringe Auswirkungen haben wird. Doch Hasenstab ist überzeugt, dass die Anleihenrenditen wieder steigen werden, aus mindestens einem der folgenden drei Gründe.

Erstens: Die Fed reduziere ihre Käufe, aber das US-Finanzministerium vergrößere gleichzeitig das Angebot, um das anhaltende Haushaltsdefizit zu finanzieren. Daher müssten neue Käufer den Markt für US-Anleihen im Gleichgewicht halten.

„Unserer Analyse zufolge werden diese Last in unverhältnismäßiger Weise inländische, preisempfindliche Käufer wie Banken, Investmentfonds, Pensionsfonds und Unternehmen schultern. Für die Steigerung der Nachfrage dieser Käufer müssen die Preise für US-Schatzanleihen fallen und die Renditen steigen“, schreibt Hasenstab in der Oktoberausgabe seiner Analyse „Global Macro Shifts“.

Überschussreserven und Lohn- und Preisdruck

Zweitens würden die Überschussreserven der Banken in den kommenden Jahren hoch bleiben. Die Konjunkturerholung, voraussichtlich gelockerte Finanzregulierungen  sowie höhere Zuversicht würden gleichzeitig Angebot und Nachfrage von Krediten steigern. Damit steige das Risiko, einer unerwartet hohen Beschleunigung der Kreditvergabe, die Wachstum und Inflation treiben werde.

„Drittens dürften Lohn- und Preisdruck nicht noch länger gedämpft bleiben, da die US-Wirtschaft, die jeglichen Überhang in der Wirtschaft wieder absorbiert hat, weiterhin über ihrem Potenzial wächst und die Weltwirtschaft mitzieht“, so Hasenstab.

Von dem Argument, dass sich die Philips-Kurve dauerhaft abgeflacht hätte seien er und sein Team nicht überzeugt. Zudem dürften die Inflationstrends in der Weltwirtschaft stärker werden.

„Anzunehmen, dass keiner dieser drei Faktoren zum Tragen käme, hielten wir für töricht. Da die Fed ihre Bilanz abbaut, sollten wir uns nicht fragen, ob die Renditen steigen werden, sondern um wie viel schneller und höher, als der Markt es erwartet“, schreibt Hasenstab in der Oktoberausgabe seiner Analyse „Global Macro Shifts“. (kl)

Foto: Franklin Templeten

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