Für Trendfolgestrategien war das Jahr 2016 äußerst herausfordernd. Gleich drei Kurswenden verhagelten den Fondsmanagern die Bilanz. Gastkommentar von Alexis Grutter, La Financière de l’Echiquier
So turbulent das Jahr 2016 zu Ende ging, herrscht aktuell eine ruhige und abwartende Stimmung an den Märkten. Über alle Assetklassen hinweg sind die Volatilitätsniveaus derzeit relativ niedrig. Dabei wird es jedoch mit Sicherheit nicht bleiben. In den kommenden Monaten stehen viele wichtige, vor allem politische Ereignisse an, die an den Finanzmärkten deutliche Trends auslösen könnten. Egal ob am Aktien-, Anleihen-, oder Devisenmarkt, Anleger müssen mittelfristig auf starke Bewegungen sowohl nach oben als auch nach unten vorbereitet sein. Diese müssen aber nicht zwangsläufig eine Bedrohung für das Portfolio darstellen. Rasches Handeln ist gefragt, um mitgehen und von ihnen profitieren zu können – egal in welche Richtung.
Positive Aussichten für europäische Aktien
Aktuell sind wir mit dem Echiquier QME eher konservativ aufgestellt. Da sich viele Trends Ende 2016 wieder aufgelöst haben, ist unser Portfolio heute recht konzentriert und unser Exposure eher gering. Mit Blick auf einzelne Assetklassen halten wir aber verschiedene Trends für denkbar. Mit Donald Trump als vermeintlichem Vater eines neuen amerikanischen Wirtschaftswunders könnte der US-Dollar einen Trend nach oben aufweisen. Daher sind wir aktuell bei der nordamerikanischen Währung long positioniert. Auch bei Aktien sind wir zurzeit eher bullish eingestellt und setzen insbesondere bei europäischen Werten weiterhin auf steigende Kurse. Dagegen sehen wir Staatsanleihen eher pessimistisch und sind short bei US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zwei bis dreißig Jahren sowie bei länger laufenden Euro-Anleihen. Im Währungsbereich setzen wir auf fallende Kurse der Leitwährungen japanischer Yen, britisches Pfund sowie Euro.
Satellitenstrategie zur Abfederung
Für Trendfolgeinvestoren sind absolute Flexibilität, eine breite Diversifikation und die Liquidität der Werte im Portfolio die entscheidenden Erfolgsfaktoren. Bei großen Veränderungen am Markt müssen sie schnell reagieren können und in der Lage sein ihr Portfolio gegebenenfalls sehr kurzfristig komplett umzuschichten. Daher handeln wir ausschließlich Terminkontrakte mit der höchsten Liquidität. Gerade im vergangenen Jahr, wo wir drei Phasen starker Bewegung an den Märkten erlebt haben, hat sich zudem gezeigt, dass die Kombination aus zwei komplementären Strategien den Unterschied bei Quant-Ansätzen ausmacht. Die „Momentum“-Strategie bildet im Echiquier QME etwa 70 Prozent des Portfolios und profitiert in Phasen von klaren Trends nach oben oder unten. Darüber hinaus verfolgen wir die „Satelliten“-Strategien, deren Algorithmen etwa 30 Prozent der Allokation des Portfolios repräsentieren.
Durch diese Strategie können wir auch an Märkten ohne Trends oder bei Trendwechseln Gewinne erzielen und die Volatilität begrenzen. So haben wir zum Beispiel Ende Oktober vergangenen Jahres, als die Volatilität dramatisch zugenommen hat, innerhalb von zwei Wochen unser gesamtes Staatsanleihen-Portfolio von long auf neutral und sogar net-short bei US-Anleihen umgeschichtet. In Phasen hoher Marktvolatilität – die wir als Quantmanager natürlich mögen – können wir die mittlere jährliche Volatilität des Echiquier QME auf unter zehn Prozent begrenzen.
Alexis Grutter ist Fondsmanager des Echiquier QME bei La Financière de l’Echiquier, Frankreich
Foto: La Financière de l’Echiquier