Frankreich-Wahl könnte neue Kursrallye auslösen

In Frankreich findet am 23. April die erste Runde der spannenden Präsidentenwahl statt. Sollte sich letztendlich ein Refomkandidat durchsetzen, so könnte die für große Erleichterung an den europäischen Aktienmärkten führen.

Christoph Bruns sieht Investmentchancen dank der Frankreichwahl.
Christoph Bruns sieht Investmentchancen dank der Frankreichwahl.

„Zu Jahresbeginn sprachen die Kommentatoren von einem gefährlichen Szenario für die Börsen angesichts wichtiger Wahlen in den Niederlanden, Frankreich und nicht zuletzt Deutschland,“ meint Dr. Christoph Bruns, Fondsmanager und Mitinhaber der Fondsgesellschaft Loys AG. Diese Einschätzungen basierten auf den überraschenden Abstimmungsergebnissen des Jahres 2016. Anstatt aber den Trend des Vorjahres einfach fortzuschreiben hätten die Beobachter gut daran getan, die durch Brexit und Trump bewirkten Veränderungen in Europa genauer zu beleuchten.

Börsianer haben guten Riecher

Vor allem die Äußerungen des neuen amerikanischen Präsidenten zum Freihandel, zur EU, zur Nato und über Frau Merkel haben dazu geführt, dass die Mitglieder der EU heute wieder genauer wissen, warum die EU notwendig, wenngleich reformbedürftig ist. Dieser neuen Entwicklung war auch das Wahlergebnis der Parlamentswahlen in den Niederlanden geschuldet, bei welchem dem anstürmenden Herausforderer Geert Wilders ein Triumph versagt blieb. „Auffällig ist, dass die Börsen seit Jahresanfang ein besseres Näschen für die Entwicklung gezeigt haben als die vielen politischen Auguren. Der robuste Kursanstieg nahezu aller europäischen Börsen ist auch der Erleichterung über die politische Entwicklung in der alten Welt zuzuschreiben“, unterstreicht Dr. Bruns.

Freilich steht nun mit der Präsidentschaftswahl in Frankreich der nächste wichtige Test dieser Entwicklung an. „Die Grande Nation gehört bereits seit Jahren zu den Problemstaaten in der EU. Schwaches Wirtschaftswachstum, hohe Arbeitslosigkeit, enorme Schuldenlast, Integrationsprobleme und ein dysfunktionales politisches Establishment sorgen in unserem Nachbarland für einen außerordentlichen Reformbedarf. Hinzu kommt, dass mit Marine Le Pen eine rechtsradikale Kandidatin seit geraumer Zeit die Schlagzeilen mit ihren unrealistischen und propagandistischen Parolen beherrscht“, so Dr. Christoph Bruns. „Sollten die Franzosen ihr eine Stimmenmehrheit verschaffen, dann träte eine Zäsur in der Geschichte Frankreichs ein. Zugleich wäre damit die Achse Berlin-Paris zerstört, denn während in Deutschland die EU und deren Fortentwicklung zur Staatsräson zählt, würde der gallische Hahn dann einen Abflug aus derselben anstreben. Dies würde im Anschluss auch den Euro in seinem Bestand infrage stellen.“

Schröder als Vorbild

Allerdings rechnet das Loys-Fondsmanagement mit einem solchen Szenario nicht. Vielmehr scheint den Vermögensexperten angesichts der eher negativen Erwartungen das Überraschungsmoment eher auf der positiven Seite zu liegen. „Falls nämlich die Vertreter der ökonomischen Vernunft die Oberhand in der Wahl erhalten, so könnte eine Reformbewegung nach dem Vorbild des großen deutschen Wirtschaftsreformers Gerhard Schröder einsetzen“, betont der Investmentexperte. „Dessen Agenda 2010 hat bekanntlich durch seine Arbeitsmarkt- und Steuerreform ein als reformunfähig gebrandmarktes Deutschland zu Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum geführt, von der das Land noch heute profitiert.“ Sollten sich die Franzosen also für einen Reformkandidaten durchringen können, so ist mit einem kleinen Börsenfeuerwerk der Erleichterung zu rechnen. Dr. Christoph Bruns: „Dies würde die europäische Börsenrally, die zuletzt auch durch Zuflüsse in Aktienfonds geprägt war, weiter beflügeln.“ (tr)

Foto: Loys AG

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