Die Staatsschulden der USA steigen weiter, während dem Markt mit der US-Notenbank einer der bedeutendsten Käufer der Government Bonds verloren geht und private Investoren aufgrund der niedrigen Zinsen keinen Kaufanreiz haben. Gastbeitrag von Beat Thoma, Fisch Asset Management
Die USA sind mittlerweile mit 20.000 Milliarden US-Dollar verschuldet, Tendenz steigend. Im Jahr 2010 waren es noch 14.000 Milliarden. Das allein ist noch kein Problem für die Finanzmärkte, doch ist stellt sich die Frage, wer die Schulden, in Form von Staatsanleihen, im kommenden Jahr kaufen soll.
Seit 2010 wurden die neuen Schulden größtenteils direkt vom Finanzministerium an die US-Notenbank durchgeleitet. Doch die Notenbank hat mit der Reduktion ihrer Bilanz begonnen und stößt die zusammengekauften Papiere am Markt wieder ab.
Gefährliche Verschiebung der Marktdynamik
Ein Liquiditätsabzug aus dem Schuldensystem ist die Folge. Private und institutionelle Anleger werden einspringen müssen, um die fehlende Nachfrage der Zentralbanken zu kompensieren. Fraglich ist, ob sie bei den niedrigen Zinsen dazu bereit sind.
Die Gefahr aus dieser Verschiebung der Angebots- und Nachfragedynamik wird an den Finanzmärkten unterschätzt. Die hohe Bewertung beziehungsweise die tiefe Verzinsung der Staatsanleihen wurde künstlich herbeigeführt und wird sich normalisieren müssen. Gleichzeitig rechnet die große Mehrheit der Investoren noch mit jahrelang anhaltend tiefen Zinsen und deshalb mit stabilen Kursen bei Staatsanleihen.
Bei den ersten größeren Kursverlusten dürfte es daher schnell zu Panikverkäufen kommen. Wir erwarten für 2018 steigende Zinsen und fallende Kurse bei US-Staatsanleihen. Investoren sollten dieses Szenario keinesfalls verdrängen und bei ihren Anlageentscheidungen berücksichtigen, dass Amerikas Schulden einen großen Gefahrenherd darstellen.
Beat Thoma ist CIO bei Fisch Asset Management in Zürich
Foto: Fisch Asset Management