In Italien hat sich die Situation auf dem Markt für Staatsanleihen wieder zugespitzt. Dies wirkt sich auch auf den Schweizer Franken aus. Gastkommentar von Florian Weber
Die Entscheidung des italienischen Verfassungsgerichts, große Teile des derzeitigen Wahlgesetzes für verfassungskonform zu erklären, eröffnet die Tür für Neuwahlen bis zum Sommer. Dies führte zu einem weiteren Anstieg der Renditedifferenz zwischen italienischen Staatsanleihen und ihren deutschen Pendants.
Franken unter Aufwertungsdruck
Die zunehmende politische Ungewissheit in Italien hat den Trend für höhere Anleiherenditen noch nicht aufgehalten, ist aber ein wichtiges Risiko. Derzeit ist die die Unsicherheit aber bereits in einem stärkeren Schweizer Franken zu beobachten – der Franken wird unter 1,07 zum Euro gehandelt.
Matteo Renzi und MoVimento 5 Stelle fordern Neuwahlen in der ersten Jahreshälfte 2017. Es ist nicht klar, was der Ausgang einer Wahl sein könnte. Das neue Wahlgesetz wird kaum eine politische Stabilität im Parlament garantieren, da keine Partei nahe an der 40-Prozent-Schwelle liegt, die den Mehrheitsbonus auslösen und somit die Kontrolle über das Unterhaus ermöglichen würde. Das wahrscheinlichste Szenario ist wieder ein zersplittertes Parlament, jedoch liegt das größere politische Risiko in der Übernahme der Macht durch das MoVimento 5 Stelle mit ihrer populistischen und Anti-Euro-Agenda.
Spanien viel stabiler als Italien
Dieses höhere politische Risiko in Italien führt zu einem deutlichen Anstieg der Renditedifferenz von italienischen zu deutschen Staatsanleihen. Sie steigt seit Juli 2016, während die Renditedifferenz von spanischen zu deutschen Staatsanleihen auf dem niedrigsten Niveau der letzten drei Jahren nahezu unverändert blieb. Die höhere Risikoprämie für italienische Anleihen verstärkt das Risiko wegen der erwarteten Reduktion der EZB-Anleihekäufe. Der Markt wird wahrscheinlich Ende des zweiten oder Anfang des dritten Quartals eine weitere Reduzierung der EZB-Anleihekäufe einpreisen. Dies würde zu höheren deutschen Anleiherenditen und einem Anstieg der Renditedifferenz zwischen italienischen und deutschen Anleihen führen.
Die Unsicherheit ist bereits in einem stärkeren Schweizer Franken zu beobachten, welcher nun unter 1,07 Franken zum Euro handelt. Für 2017 sollte sich der Franken weiter gegenüber dem Euro aufwerten, da die politische Unsicherheit in Europa nach wie vor hoch ist und der Zinsunterschied zwischen Eurozone und der Schweiz niedrig ist. Politische Risiken sollten auch in den nächsten Monaten ein wichtiger Treiber für Währungen bleiben. Zwar deutet die EUR-USD-Volatilitätslaufzeitenstruktur darauf hin, dass FX-Investoren das Risiko aus den französischen Präsidentschaftswahlen bereits beginnen einzupreisen, jedoch ist das Level noch deutlich unter dem Niveau der Krisenjahre 2011/2012.
Notenbank hat drei Möglichkeiten
Wenn politische Risiken im Euroraum eskalieren, werden die Währungen voraussichtlich sehr stark reagieren. Die Nationalbank muss dann zwischen drei Optionen wählen: 1. Stärkerer Schweizer Franken, 2. FX-Interventionen und 3. tieferer negativer Leitzins. Die SNB kann zögern, in den Devisenmärkten zu intervenieren, da anderenfalls die Schweiz von der neuen Trump-Administration als Währungsmanipulator bezeichnet werden könnte.
Florian Weber ist Fixed Income Strategist bei der Bank J. Safra Sarasin AG, Basel
Foto: Bank J. Safra Sarasin