Italienische Staatsanleihen waren in den vergangenen Jahren kein gutes Geschäft. Auch die Zukunft scheint nicht sonderlich rosig: Das Land ist hoch verschuldet, die politische Lage ist instabil und im Mai 2018 stehen Wahlen an, deren Folgen nicht abzuschätzen sind. Christopher Jeffrey von Legal & General Investment Management rät aber dazu, die Chancen nicht außer Acht zu lassen.
„Wer allzu negativ nach Italien schaut, lässt Chancen ungenutzt verstreichen“, sagt Jeffery, Fixed Income Strategist bei Legal & General Investment Management. Denn mit langfristigen Investments könnten Investoren trotz des pessimistischen Stimmung eine satte Rendite erwirtschaften.“
Disziplinierter als Deutschland
Auf den ersten Blick scheint es keine guten Gründe für ein Investment in italienische Staatsanleihen zu geben: „Italiens Schuldenmärkte zeigen eine konstant schlechte Wertentwicklung auf, und die politische Unsicherheit ist aufgrund der anstehenden Wahlen in 2018 groß. Zudem ist Italiens Wirtschaft seit der Einführung des Euro im Jahre 2002 kaum gewachsen – das annualisierte BIP liegt bei mageren 0,05 Prozent. Und nicht zuletzt liegt die Rendite italienischer Staatsanleihen bei rund zwei Prozent und damit auf dem gleichen Niveau wie US-Anleihen bei gleichzeitig höherem Risiko“, erläutert Jeffery.
Schuldendilemma eher chronisch denn akut
Auf den zweiten Blick ergibt sich laut Jeffery jedoch ein differenzierteres Bild: „Italiens Schuldenproblematik ist zwar unbestreitbar, allerdings eher chronisch denn akut. Seit Mitte der 1990er erwirtschaftet Italien einen konstanten Haushaltsüberschuss, sieht man von den Kredit-Altlasten ab.“ Von den 35 Ländern der OECD habe nur Norwegen einen längeren konstanten Überschuss vorzuweisen. Zudem sei Italiens Haushaltsdisziplin während der vergangenen zehn Jahre besser als die Deutschlands. „In Verbindung mit dem extrem niedrigen Zinsniveau findet sich das Land in einer relativ komfortablen Situation bei der Refinanzierung seiner Schulden wieder“, so der Experte.
Auch die politische Lage sei nicht instabiler als gewöhnlich. Die Beliebtheit der Fünf-Sterne-Bewegung habe zugunsten der gemäßigteren Parteien im Laufe des Jahres abgenommen. Außerdem sei die Euroskepsis nicht so weit verbreitet wie befürchtet. „Zur Einführung lag die Zustimmung zum Euro bei 80 Prozent. Diese ist zwar mittlerweile auf 58 Prozent gesunken, allerdings zeigt das Beispiel Spanien, dass diese Zustimmung stark mit der wirtschaftlichen Lage korreliert. Erholt sich die Wirtschaft, steigt auch die Zustimmung zur Währung“, so Jeffery.
Seite zwei: Potenziale nutzen