Lohnt sich 2018 die Investition in Rohstoffe? Und sollten Anleger in Zeiten fallender Börsenkurse auf Gold setzen? Über diese Fragen hat Cash. mit Simon Lovat gesprochen, er ist Rohstoffanalyst und Teil des Teams um den Carmignac Portfolio Commodities Fonds.
Cash.Online: Warum sollten Anleger 2018 in Rohstoffe investieren?
Lovat: Der meiste Druck in unserem Investmentuniversum in den letzten Jahren ging von China aus, oder genauer gesagt von der Sorge um die chinesische Wirtschaft. Im Fokus stand nicht zuletzt Stahl und die Frage, ob man es eher mit Exporten zu tun haben wird, statt inländischer Konsumption von Stahl, die die Produktion ankurbelte.
Diese Sorgen wurden mittlerweile besänftigt, da sich die wirtschaftliche Gesamtlage und Schlüsselindikatoren der chinesischen Wirtschaft stabilisiert haben. Das dürfte im nächsten Jahr so weitergehen; für einige Rohstoffe dürfte sich zusätzlich die Angebots- und Nachfragesituation verbessern. Die Vorzeichen für den globalen Rohstoffsektor sind also ganz gut. Das gilt speziell für Wertpapiere, die mit dem Ölgeschäft in Verbindung stehen. Selektivität bleibt dennoch wichtig.
Öl bleibt unser Lieblingsrohstoff. Nach zwei schwachen Jahren in 2014 und 2015, einer deutlichen Erholung in 2016 und einer erneuten Korrektur im ersten Halbjahr 2017 ist der Ausblick für Öl für uns relativ eindeutig: Angebot und Nachfrage werden dem Ölpreis letztlich Auftrieb verschaffen.
Unsere Haltung gegenüber Industriemetallen bleibt hingegen defensiv, wenngleich der mittelfristige Ausblick für deren Nachfrage gut aussieht. Grund hierfür ist das positive Momentum bei den chinesischen Infrastrukturausgaben und Chinas starkem Einkaufsmanagerindex (PMI).
Auf lange Sicht bleibt aber die Verschuldung im Reich der Mitte ein Risiko. Hinzu kommen mögliche neue Umweltauflagen, die für Unsicherheit sorgen. Deswegen bevorzugen wir eher Rohstoffe, die weniger stark von der chinesischen Nachfrage abhängen.
Ist der niedrige Ölpreis eine Chance einzusteigen, oder erwarten Sie weiter sinkende Preise?
Auch wenn es schwierig ist, den Ölpreis kurzfristig vorherzusagen, dürfte 2018 für Öl ein Bullenjahr werden.
Die OPEC-Länder haben nochmal ihren Willen bekundet, weiter an der Preisstabilisierung zu arbeiten. Außerdem wird die Produktion auch im nächsten Jahr gekürzt. Das Hauptrisiko für den Energiemarkt sehen wir für 2018 im Wachstum des US-Angebots. Doch gibt es Anzeichen, dass der nordamerikanische Widerstand gegenüber Produktionskürzungen bei Rohöl bröckelt. Das Wachstum dürfte sich fortsetzen , aber immerhin langsamer.
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