Max Otte: „Beim Weltaktienmarkt bewegen wir uns auf dünnerem Eis“

Erinnern Sie sich noch an die BRIC (Brasilien, Russland, Indien, China)? Der Begriff wurde 2001 von Jim O´Neill (eigentlich Terence James O‘Neill, Baron O‘Neill of Gatley) geprägt, als er bei Goldman Sachs arbeitete. Das waren die Märkte der Zukunft, um die „man nicht herumkam“.

Etliche Jahre lief es auch gut für die BRICs. Dann aber kam der Wirtschaftskrieg des Westens gegen Russland, die Rezession und der Einbruch der Börse in Brasilien, als die Dollarzinsen stiegen und viel Kapital wieder Richtung USA floss und die Börsenkorrektur in China.

Seit der massiven Kurskorrektur 2017 ist der Bovespa-Index in Brasilien bereits wieder um 75 Prozent gestiegen, der Hang Seng seit 2016 um gut 40 Prozent. Der russische Index RTS hat in den letzten zwölf Monaten immerhin 15 Prozent zugelegt. Dennoch sind diese Märkte immer noch durchaus attraktiv bewertet, so dass wir auch hier nach Chancen suchen. Allerdings ist es ratsam, in solchen Märkten selektiv tätig zu werden und keine allzu großen Positionen aufzubauen.

Aktien vs. Renten

Seit Jahren betreibt der Westen eine Politik der zwangswirtschaftlichen Maßnahmen und direkten Staatseingriffe. Dazu gehören die Aufblähung der Notenbankbilanzen, der Kauf von Staats- und Unternehmensanleihen, die Bargeldverdrängung und Negativzinsen. Mit immer härteren Maßnahmen haben wir die Fiktion von Wirtschaftswachstum aufrechterhalten. Wir haben uns mit immer mehr Schulden Zeit erkauft, aber nichts getan, um die Ursachen zu bekämpfen. Die Risiken in der Weltwirtschaft sind laut IWF in vielen Bereichen heute größer als 2007.

Beim aktuellen Renditeniveau auf den Rentenmärkten, das durch die Staatseingriffe nach unten und teilweise ins negative Territorium manipuliert ist, sollte die Aktienallokation weiter nahe am Maximum der individuellen Aktienquote liegen. Besonders  warne ich vor Anleihen minderer Qualität, sogenannten „High Yield“ oder „Junk Bonds“. Bei einem Renditeniveau von zwei bis drei Prozent und Ausfallwahrscheinlichkeiten von sieben Prozent und mehr können Sie sich die Rendite ausrechnen.

Prof. Dr. Max Otte ist deutsch-amerikanischer Ökonom sowie Gründer des Instituts für Vermögensentwicklung und Fondsmanager.

Foto: Max Otte

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