Die Zukunft des Börsenchefs Carsten Kengeter ist noch ungeklärt. Eventuell muss er aufgrund von Insidervorwürfen abtreten. Sollte das Verfahren nicht eingestellt werden, scheint es Medienberichten zufolge schon drei mögliche Nachfolger zu geben.
Die Hängepartie um die Zukunft von Börsenchef Carsten Kengeter dauert an. Das Insider-Verfahren bei der Deutschen Börse zieht sich länger hin als zunächst erwartet. Derweil kursieren in Medienberichten schon Namen möglicher Nachfolger Kengeters.
Die Deutsche Börse muss bis Mitte September entscheiden, ob sie für eine Einstellung des Verfahrens eine Geldbuße wegen Insiderhandels und verspäteter Informationen der Anleger von insgesamt 10,5 Millionen Euro akzeptiert. Die Frist sei verlängert worden, die Gespräche liefen noch, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Mittwoch auf Anfrage. Die Ermittlungen gegen Kengeter wegen des Verdachts des Insiderhandels dauerten an.
Verdacht des Insiderhandels
Hintergrund ist die letztlich gescheiterte Fusion mit der London Stock Exchange. Die Ermittler werfen Kengeter vor, schon im Sommer 2015 auf höchster Ebene Gespräche über den möglichen Zusammenschluss der beiden Konzerne geführt zu haben – und in diesem Wissen Mitte Dezember 2015 dann in großem Stil Aktien der Deutschen Börse gekauft zu haben.
Die Öffentlichkeit informierten die Konzerne am 23. Februar 2016 über ihr Vorhaben. Die Aktienkurse beider Unternehmen legten in der Folge zu. Kengeter hält die Vorwürfe für unbegründet, Aufsichtsrat und Vorstand stellten sich geschlossen hinter ihn.
Preuß, Pottmeyer, Hille
Medienberichten zufolge hat der Aufsichtsrat aber bereits über einen Plan B für den Fall diskutiert, dass Kengeter wegen der Ermittlungen letztlich abtreten müsste. „Die Frage wurde erörtert, und die Namen Andreas Preuß sowie Gregor Pottmeyer sind genannt worden“, zitierte die „Wirtschaftswoche“ einen nicht namentlich genannten Insider.
Im Aufsichtsrat soll Finanzchef Pottmeyer demnach mehr Rückhalt haben als Kengeters Stellvertreter Preuß. Das Kontrollgremium hatte Pottmeyers Vertrag erst kürzlich um fünf Jahre verlängert. Kengeters Verlängerung steht aus, sein Vertrag endet am 31. März 2018.
Das „Handelsblatt“ berichtete unterdessen, in Frankfurt werde als potenzieller Nachfolger Kengeters häufig der Name Lars Hille genannt. Der bisherige Kapitalmarkt-Vorstand der DZ Bank hatte seinen Vertrag nicht verlängert und verlauten lassen, sich neuen beruflichen Aufgaben zu widmen. Hille hatte in den 1990er Jahren bei der Deutschen Börse gearbeitet und war in diesem Jahr kurzzeitig Vorsitzender des Börsenrats der Frankfurter Wertpapierbörse.
Ein Sprecher der Deutschen Börse erklärte, die Agenda des Aufsichtsrats werde grundsätzlich nicht in der Öffentlichkeit diskutiert.(dpa-AFX)
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