Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin sieht massive Belastungen einiger Banken durch die angedachten, verschärften Eigenkapitalvorschriften für Staatsanleihen.
Italienische Banken würden danach die größte Summe an zusätzlichem Eigenkapital brauchen, wenn die internationale Bankenaufsicht ihre Pläne verwirklicht und das Eigenkapitalprivileg für EU-Staatsanleihen entfällt. Untersucht wurde, wie viel zusätzliches Eigenkapital Banken aus den größten Eurostaaten Deutschland, Frankreich und Italien benötigen würden, wenn der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht als Teil der Reform von Basel III wie derzeit im Gespräch Regeln für die Bewertung von EU-Staatsanleihen ändert. Als Grundlage der Berechnungen dienen Daten aus den Bankenstresstests der Jahre 2014 und 2016.
In Deutschland ist der Bedarf gering
Während die deutschen Banken insgesamt nur etwa 1,8 Milliarden Euro zusätzliches Eigenkapital bräuchten, wären die italienischen Banken mit gut neun Milliarden Euro ungleich stärker betroffen. Französische Banken würden zusammen insgesamt knapp drei Milliarden Euro zusätzliches Eigenkapital benötigen. Der Vergleich zum Stresstest 2014 zeigt, dass in den drei Kernländern des Euroraums fast alle Banken ihre staatenbezogenen Risiken abgebaut haben. In Deutschland zeigen sich substanzielle Bestände an vergleichsweise riskanten Staatsanleihen jedoch weiterhin bei der Commerzbank, der Deutschen Bank und der NRW-Bank.
Die Schuldenkrise in Europa hat deutlich gemacht, dass nicht grundsätzlich alle Staatsanleihen aus Ländern der Europäischen Union ohne Ausfallrisiko sind. Bisher setzen die Banken deren Risikogewicht in den Büchern mit Null an, was ihnen erlaubt, deren Erwerb bis zu 100 Prozent über Fremdkapital zu finanzieren. Diese praktizierte Gewichtung ist seit der Schuldenkrise sehr umstritten. Derzeit verhandelt der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht ein Reformpaket von Basel III, mit dem dieses Eigenkapitalprivileg bei EU-Staatsanleihen entfallen würde. Künftig sollen Banken deshalb Eigenkapital nachweisen müssen, wenn sie risikoreiche EU-Staatsanleihen kaufen. Prinzipiell haben Banken zwei Möglichkeiten um die Risikogewichte festzulegen. Entweder sie berechnen das Risiko selbst oder sie legen ein anerkanntes Rating zugrunde.
Großer Heimnachteil für Italien
Der Hauptgrund für die übermäßige Belastung der italienischen Banken liegt vor allem darin, dass diese verhältnismäßig viele heimische Staatsanleihen halten, die aufgrund ihres schlechten Ratings ein Risikogewicht von 50 Prozent haben. „In diesem sogenannten Home-bias liegt eine Gefahr, wenn die neuen Eigenkapitalregeln umgesetzt werden“, sagt Dorothea Schäfer, Studienautorin und Forschungsdirektorin für Finanzmärkte am DIW Berlin.
Denn wenn die Banken durch die Vorschriften mehr Eigenkapital unterlegen oder ihr Engagement mangels Eigenkapital reduzieren müssten, hätte dies weitreichende Auswirkungen für die Konsolidierung des ohnehin belasteten italienischen Haushalts. „Würden Italiens Banken von einer Investition in heimische Staatspapiere absehen, würden deren Zinsen steigen und damit den Staatshaushalt belasten“, erwartet Schäfer. Bei einem Zinsanstieg für italienische Staatsanleihen müsse auch mit Auswirkungen auf die Stabilität der gemeinsamen Währung gerechnet werden.
Folgen müssen abgemildert werden
Die Untersuchung kommt daher zu dem Schluss, dass die eigentlich sinnvolle Verschärfung der Eigenkapitalerfordernisse gerade für Staaten mit schlechtem Rating zu einer großen Herausforderung werden könnte, die auch Folgen für den Euro haben könnte. Um die Folgen abzumildern, könnte der Gesetzgeber verfügen, die Risikogewichte für Staatsanleihen nur auf den Neukauf von Staatsanleihen anzuwenden oder lange Übergangfristen zu gewähren, so der Vorschlag Schäfers. (fm)
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