Abwasserklärung in Bioraffinerien
Als Alternative zur herkömmlichen biologischen Abwasserklärung wird u. a. aus diesem Grund seit einigen Jahren ein alternativer Ansatz diskutiert und mittlerweile – jedenfalls gilt das für Teilsysteme – in Pilotanlagen getestet, der darauf basiert, die Abwasserklärung mit nachgelagerten industriellen Verfahren zu verbinden, wie sie aus der Chemieindustrie bekannt sind. Aufgrund der Rohstoffquelle werden diese Anlagen als Bioraffinerien bezeichnet.
Entscheidende Anforderungen an alle zukünftigen Ansätze der Abwasserreinigung sind,
▪ dass das primäre Ziel, die weitgehende Reinigung von Abwasser ohne Qualitätseinbußen weiterhin erfüllt wird,
▪ dass es sich bei der Abwasserreinigung nicht mehr in erster Linie um einen Entsorgungsprozess handelt, sondern um einen energetisch optimierten Prozess der Rohstoffgewinnung (zum Beispiel in Deutschland mit Forschungsmitteln geförderte „Kläranlage der Zukunft“), insbesondere des Phosphors,
▪ dass der im Abwasser enthaltene Kohlenstoff im Falle einer Verbrennung andere Kohlenstoff-basierte Energieträger substituiert (zum Beispiel als Biogas in Blockheizkraftwerken oder als CNG-analoger Treibstoff zur Nutzung in Kraftfahrzeugen; CNG = englische Abkürzung für komprimiertes Erdgas), und
▪ dass dieser Kohlenstoff, genauer daraus entstandene Kohlenwasserstoffverbindungen, z. B. Methan (aus gereinigtem Biogas; ggf. auch der darin enthaltene Wasserstoff separat), perspektivisch industriell als Rohstoff/e nutzbar wird/werden.
Prof. Dr. Gerald Haug Direktor der Abteilung Klimageochemie im Max-Planck-Institut für Chemie,
Dr.-Ing. David Montag Mitglied in verschiedenen Ausschüssen und Arbeitsgruppen der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. und
Prof. Dr.-Ing. Harlad Bradke, Leiter des Competence Center Energiepolitik und Energiesysteme des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung ISI in Karlsruhe,
sind Fachbeiräte bei Ökoworld, Hilden
Foto: Ökoworld