Deutschland ist kein Vorbild, wenn es um nachhaltiges Investieren geht. Darum hat der Hub for Sustainable Finance (H4SF), ein Thesenpapier mit Forderungen an die Politik erstellt. Gastbeitrag von Bertille Knuckey, Sycomore Asset Management.
Deutschland gilt als europäischer Vorreiter bei ökologischen Fragen. Von der Mülltrennung über den Ausstieg aus der Kernenergie bis zu einer Grünen Partei mit Regierungsverantwortung: Hier wurden Umweltfragen nicht nur früh thematisiert. Naturschutz und der Kampf gegen den Klimawandel haben in der Bevölkerung heute parteiübergreifend eine hohe Akzeptanz.
Dass eine hohe Windrad-Dichte jedoch kein Indikator für die Nachhaltigkeit der gesamten Wirtschaft ist, war das Thema des ersten Sustainable Finance Gipfels, der diese Woche in Frankfurt stattgefunden hat.
Denn obwohl viel über nachhaltiges Investieren gesprochen werde, hinken Finanzwirtschaft und Investoren in Deutschland im europäischen Vergleich deutlich hinterher. Das kritisiert der Veranstalter Hub for Sustainable Finance (H4SF), eine Initiative der Deutschen Börse und des Rats für Nachhaltige Entwicklung. Sie soll die Berücksichtigung nachhaltiger Kriterien im deutschen Finanzsektor vorantreiben.
Zehn Thesen für eine nachhaltigere Finanzwirtschaft
Auf dem Summit, der unter der Schirmherrschaft des Bundesfinanzministeriums stand, wurde der Anspruch formuliert, dass der H4SF die Diskussion zu einer nachhaltigeren Investitions- und Anlagepolitik in Deutschland unter seinem Dach bündeln soll. Der Hub soll dem Thema in Deutschland insgesamt eine stärkere Stimme geben.
So betonten die Veranstalter dann auch, dass der Hub for Sustainable Finance das Gespräch mit der neuen Bundesregierung organisieren und darauf hinarbeiten werde, das Engagement der Politik für Richtlinien und Angebote zur nachhaltigen Geldanlage zu steigern.
Hierfür stellte der Steuerungskreis auf dem Summit zehn Thesen für eine nachhaltigere Finanzwirtschaft vor, die sich an die Finanzmarktakteure und an die Politik richten und diese in die Pflicht nehmen. Die Aufgabe zu gestalten, und dadurch Impulse zu setzen, nehme die Politik bisher nicht wahr. Das Gremium hat dazu ein Thesenpapier verfasst:
- Der Staat muss seine Vorbild- und Lenkungsfunktion zur konkreten Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie voll wahrnehmen.
- Die Finanzwirtschaft in Deutschland soll einen sichtbaren Beitrag leisten, um die globalen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
- Integriertes Nachhaltigkeitsmanagement soll selbstverständlicher Bestandteil unternehmerischen Verhaltens aller Marktakteure sein.
- Nachhaltigkeitsaspekte müssen Eingang in die Risikokultur der Finanzwirtschaft finden.
- Institutionelle Investoren sollen ihren Einfluss als Aktionäre aktiv und verantwortungsvoll ausüben.
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