Donald Trump wird am 20. Januar als 45. US-Präsident vereidigt. Im Interview mit Phoenix-Moderator Michael Krons Ende letzten Jahres sprach der renommierte Ökonom Hans-Werner Sinn über die Konsequenzen von US-Handelsschranken für die deutsche Wirtschaft und einen Punkt, in dem er Trump Recht gibt.
Nach einer möglichen Einführung von Zöllen und Handelsschranken durch die Trump-Regierung gefragt, wiegelt der ehemalige Präsident des Münchener ifo Institut für Wirtschaftsforschung ab. Es werde nichts so heiß gegessen wie gekocht. Trump habe während des Wahlkampfes viel gesagt, doch langsam scheine er auf den Boden der Tatsachen zurückzukommen.
Handelsschranken als große Gefahr
Sollte der designierte amerikanische Präsident seine Drohung allerdings wahr machen, wäre dies für die deutsche Wirtschaft ein großes Problem. Sinn zufolge sind die USA, noch vor Frankreich und Großbritannien, der größte Handelspartner der Bundesrepublik. Würden Exporte beschränkt, hätte dies schnell auch Auswirkungen auf die Arbeitsplätze in Deutschland.
Die Unzufriedenheit in der US-Bevölkerung, die in der Wahl Trumps kulminierte, erklärt Sinn mit den Kräften des Welthandels, die vielen Industriearbeitern in den USA, beispielsweise durch die chinesische Billiglohnkonkurrenz, die Jobs streitig machen. Zudem sei die allgemeine Unzufriedenheit auf die ethnischen Spannungen in den USA zurückzuführen.
„In einem Punkt hat Trump Recht“
Auf die anhaltende Niedrigzinspolitik angesprochen, verweist Sinn auf eine Ansicht Trumps, die er teilt: Die Null- und Negativzinspolitik habe eine „falsche Ökonomie“ hervorgebracht. Zombie-Banken und -firmen, die unrentabel wirtschaften, seien künstlich am Leben gehalten worden.
Trump wolle nun dagegenhalten, die Zinsen sukzessive erhöhen und zum Ausgleich die Staatsverschuldung ausweiten. Aus diesen Gründen werden laut Sinn die Zinsen weltweit steigen.
Die Frage sei, inwieweit sich Europa von dieser Entwicklung abkoppeln könne. In den USA sei der Zinszug bereits in Bewegung und auch in Europa – und insbesondere in Südeuropa – würden die Konsequenzen spürbar werden. (nl)
Foto: ifo Institut
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