Verhaltensanalysen sind wichtiger denn je

Welche Wertentwicklung hat Ihr Fonds in der Vergangenheit erzielt?

Seit Auflegung hat er eine annualisierte Rendite (vor Gebühren) von 6,2 Prozent erzielt Dieser Ertrag wurde mit einem niedrigen Volatilitätslevel generiert (die ex-post Volatilität liegt bei rund 4,1 Prozent). Auf dieser Basis sollten unserer Meinung nach auch verschiedene ergebnisorientierte Strategien miteinander verglichen werden. Die Strategie konnte die verschiedenen Phasen mit hoher Volatilität gut meistern, wie zum Beispiel die große Korrektur Anfang 2016, den Brexit und die US-Wahlen.

Wie sind Sie derzeit am Anleihemarkt positioniert? Wie schützen Sie sich vor potenziell steigenden Zinsen?

Wir investieren sowohl in inflationsindexierte als auch in nominale Anleihen. Das hängt natürlich auch von unseren Ansichten in Bezug auf die Inflationserwartungen ab. Aktuell (Februar 2017) halten wir etwa 47 Prozent in Nominalanleihen aus zehn Ländern wie Großbritannien, die Niederlande, Kanada, Australien und Österreich. Bei Anleihen, die nicht in Euro denominiert sind, hedgen wir das Währungsrisiko. Weitere 8,0 Prozent haben wir in inflationsindexierten Anleihen investiert.

Je nach unseren Zinsansichten nutzen wir Zinsderivate, um die Duration des Fonds dynamisch zu managen. Wenn wir den Zinsen, wie jetzt, zurückhaltend gegenüberstehen, können wir daher die Duration des Fonds deutlich reduzieren und dadurch die Auswirkungen von steigenden Zinsen reduzieren/eindämmen. Aktuell liegt die Duration des Fonds bei etwa 1,2.

Bei Ihren quantitativen Analysen untersuchen Sie systematisch die Stimmung des jeweiligen Basiswerts. Können Sie diesen Prozess etwas genauer beschreiben?

Stimmung kann auf vielerlei Arten gemessen werden, und die dafür verwendeten Instrumente ändern sich rasend schnell. Bei unseren „Verhaltensanalysen“ betrachten wir grob gesagt Stimmung, Momentum, Liquidität und Geldflüsse.

Umfragen unter Anlegern sind schon seit vielen Jahren gang und gäbe und liefern gute Einblicke, für wie optimistisch oder pessimistisch sich Anleger halten, wenn sie direkt gefragt werden. Wir bilden uns außerdem eine Meinung zur aktuellen Positionierung der Anleger, d.h. ob sie aggressiv oder konservativ ausgerichtet sind. Darüber hinaus beobachten wir, wie stark institutionelle Investoren und Endanleger in verschiedene Anlageklassen investieren, und versuchen, die Beständigkeit dieser Geldflüsse zu beurteilen.

In den letzten Jahren hat die Digitalisierung unserer gesamten Kommunikation ebenfalls neue Möglichkeiten mit sich gebracht, um die Gefühle der Anleger indirekter zu messen, indem alle Äußerungen auf digitalen Finanznachrichtenplattformen und in den sozialen Medien verfolgt werden. In diesem Bereich haben wir unsere Recherchen um die Analyse von Nachrichten oder „Big Data“ aus digitalen Kanälen erweitert.

Letzten Endes müssen all diese verhaltensbezogenen Faktoren auf evidenzbasierte, konsistente Art und Weise kombiniert werden. Durch die Berücksichtigung der verhaltensbezogenen Seite der Investmentgleichung kann eine größere Flexibilität beim Risikomanagement und eine bessere Ausnutzung der Chancen im Rahmen der Asset Allocation erzielt werden.

Interview: Tim Rademacher

Foto: NNIP

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