Welche Sektoren Anleger nach der Bundestagswahl fokussieren sollten

Für Investoren ist die Zusammenstellung der neuen Bundesregierung im Hinblick auf ihre Portfolio-Positionen interessant. Oliver Maslowski, Fondsmanager bei GAM, verrät, welche Koalitionen er für wahrscheinlich hält – und auf welche Sektoren Anleger seiner Meinung nach ein besonderes Auge werfen sollten.

Das Rennen um das Kanzleramt ist eröffnet. Wer immer dort nach dem 24. September sitzt, wird das Geschehen an den Finanzmärkten zumindest in Deutschland maßgeblich beeinflussen.
Wer nach dem 24. September in das Kanzleramt einzieht, beeinflusst nicht unwesentlich das Geschehen an den Finanzmärkten

„Im Vergleich zu 2013 könnte in diesem Jahr die FDP der große Gewinner der Bundestagswahl sein. Dies könnte zu einer Jamaikakoalition (CDU, FDP und Grüne) oder schwarz-gelben Koalition (CDU, FDP) führen, auch wenn eine Fortsetzung der großen Koalition (CDU, SPD) unter Führung von Angela Merkel am wahrscheinlichsten ist“, so Maslowski. Sollte die FDP Einzug in die Regierung erhalten, könnte es zu einer Abschaffung der Mietpreisbremse kommen. Hiervon würden große Privatvermieter, also deutsche Wohnungsunternehmen wie Vonovia, LEG Immobilien oder Deutsche Wohnen profitieren.

„Die Mieteinnahmen deutscher Wohnungsunternehmen liegen zum Teil unter dem Mietspiegel und indizieren somit weiteres Aufwärtspotenzial, selbst unter den Rahmenbedingungen einer großen Koalition. Die Übergewichtung des Immobiliensektors erscheint aus Risiko-Rendite-Perspektive sinnvoll“, erklärt Maslowski.

Deutsche Versorger profitieren

Die Schatten des Dieselskandals reichen auch bis zur Bundestagswahl: Bestimmte Koalitions-Konstellationen könnten laut Maslowski aufgrund der unterschiedlichen Vorstellungen zur Handhabung des Skandals von vornherein ausgeschlossen werden: „Eine Jamaikakoalition könnte an dem Thema fossile Verbrennungsmotoren scheitern, da die Grünen keine Koalition eingehen, die kein Verbrennerverbot einleitet.“ Die Elektromobilität als Alternative zu Diesel und Benzin werde zwar aktiv von den deutschen Autoherstellern umgesetzt.

Eine hohe zukünftige Durchdringung von Elektrofahrzeugen erfordere jedoch den Bau vieler neuer Kraftwerke, da die Stromproduktion erheblich gesteigert werden müsse. Zudem fehlten die Kapazitäten der bis 2022 abgeschalteten Atomkraftwerke. „Somit liegt der Gedanke nahe, dass die deutschen Versorger von dieser Situation profitieren, denn auf absehbare Zeit sind fossile Energieträger unverzichtbar. Wir gewichten diesen Sektor daher über“, erklärt Maslowski. Neben den steigenden Strompreisen könnten zudem vermehrt Übernahmephantasien zum Tragen kommen. „Denkbar wäre einerseits eine europäische Konsolidierung, andererseits aber auch ein Einstieg von strategischen Investoren, wie zum Beispiel große Ölkonzerne.“

Fokus auf Unternehmen mit Digitalstrategie

Unabhängig vom Wahlausgang sieht Maslowski den Themenkomplex Digitalisierung stärker zum Tragen kommen. In Deutschland soll vor allem die Breitbandversorgung ausgebaut werden. „Fast alle Parteien sind sich einig, dass schnelles Internet Chancen im Bereich Bildung, Gesundheit, Sicherheit und Industrie bietet. Die Telekommunikationsbranche stellt dabei den Motor der Digitalisierung dar. Sie steht daher in einem starken Preis- und Technologiewettbewerb. Nutznießer sind deshalb oftmals nicht die Infrastrukturunternehmen, sondern Unternehmen mit einer klaren Digitalstrategie. Aus Diversifikationsgründen gewichten wir darum Unternehmen mit einer überzeugenden Digitalstrategie aus unterschiedlichen Branchen über, die Telekommunikationsbranche dagegen lediglich neutral“, so Maslowski. (fm)

Foto: GAM  

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