Nach einem eher verhaltenen Jahr 2016 stehen die Ampeln für die Weltwirtschaft jetzt auf „grün“. Gastkommentar von David Lafferty Natixis Global Asset Management
Die meisten etablierten Volkswirtschaften dümpelten im Jahr 2016 eher vor sich hin und legten ein zwar positives, aber letztlich unterdurchschnittliches Wachstum vor. Für 2017 rechnen wir mit einem etwas kräftigeren Wachstum. In den USA sollte der Mix aus Steuersenkungen, Infrastrukturausgaben und Deregulierungen, die die Trump-Administration in Aussicht gestellt hat, das reale BIP-Wachstum von knapp 2,0 Prozent auf fast 3,0 Prozent nach oben treiben. Die Kombination von Einkommensteuererleichterungen und einem gestiegenen Vertrauen sollte wiederum auch dem Konsum einen moderaten Schub geben, während ein Infrastruktur-Programm dazu beitragen könnte, den längerfristigen Trend lediglich mäßiger Staatsausgaben zu beenden.
Derweil könnten eine niedrigere Unternehmensbesteuerung sowie ein Abbau der aufsichtsrechtlichen Bürokratie den lang erwarteten Anstieg der Investitionsausgaben nach sich ziehen. Beeinträchtigt werden könnte der US-Wachstumstrend aber durch etwas höhere Zinsen sowie den negativen Effekt eines stärkeren US-Dollars auf die Exporte. Insgesamt sollte das US-Wachstum also anziehen – wenn auch nicht in rasantem Tempo.
Positive Signale für Europa
In Europa sollte das Wachstum ebenfalls ansteigen, denn es gibt bereits erste Anzeichen dafür, dass die Deflationsängste auf dem Kontinent allmählich in den Hintergrund rücken. Gleichzeitig lässt der Fokus auf die Sparpolitik insgesamt weiter nach, so dass wir für das nächste Jahr eine etwas größere haushaltspolitische Flexibilität erwarten. Sicherlich gilt es nach wie vor Hürden zu überwinden, aber was die Rezession in Spanien, Portugal und Griechenland betrifft, so scheint das Schlimmste mittlerweile hinter uns zu liegen. Allerdings befürchten wir, dass das Ausscheiden Großbritanniens aus der EU eher ziemlich ungeordnet verlaufen wird. Dies sollte den allgemeinen, positiveren Aufwärtstrend in Europa aber nicht zum Stillstand bringen. Obwohl sich die britische Wirtschaft seit dem Referendum als robust erwiesen hat, dürfte die volle Tragweite dieser Entscheidung jedoch erst in den Brexit-Verhandlungen zutage treten. Deshalb könnte es beim Wirtschaftswachstum in Großbritannien noch Ausreißer nach unten geben.
Japan vor großen Herausforderungen
In Asien erwarten wir für Japan keine grundlegenden Veränderungen. Die politischen Entscheidungsträger werden zwar auch weiterhin an den diversen Stellschrauben der „Abenomics“ drehen, doch es wird ihnen vermutlich nicht gelingen, das langfristige Problem dieses Landes in Bezug auf seine demografische Entwicklung zu lösen. Derweil ist und bleibt China weiter die große Unbekannte. Der für die Jahre 2014 und 2015 befürchtete Konjunkturabschwung ist zwar mittlerweile gestoppt worden, doch die Schuldenblase, auf der das aktuelle Wachstum letztlich basiert, ist auf lange Sicht nicht mehr tragbar. Es lässt sich aber unmöglich vorhersagen, ob diese Blase bereits 2017 platzen wird.
Wir gehen davon aus, dass die Chinesen die große Zahl Not leidender Kredite innerhalb des Bankensystems auch weiterhin kaschieren können, während die Überschusskapazitäten in der Industrie schrittweise abgebaut werden. Dabei handelt es sich jedoch um nichts anderes als das sprichwörtliche Pfeifen im Walde, und die Lage Chinas stellt deshalb die größte Gefahr für unseren ansonsten moderat positiven globalen Ausblick dar.
Schwellenländer gewinnen Boden zurück
Die Stabilisierung des chinesischen Wirtschaftswachstums hat dazu geführt, dass sich auch das Wachstum in vielen Schwellenländern wieder erholt hat. Darüber hinaus haben sich die Rohstoffpreise inzwischen ebenfalls wieder gefangen und steigen allmählich sogar wieder an.
Dies sollte bedeutenden Schwellenländern wie Russland, Brasilien oder Mexiko zugute kommen. Die Märkte haben zwar nach wie vor mit Problemen auf der Angebotsseite sowie mit zwischenzeitlichen Schwächephasen in einzelnen Volkswirtschaften zu kämpfen, doch insgesamt sollte das Weltwirtschaftswachstum weiter anziehen.
David Lafferty ist Chefstratege bei Natixis Global Asset Management, Paris
Foto: Natixis Global Asset Management