Immer mehr Geschäftsabläufe werden automatisiert oder von Robotern ausgeführt. Der Trend ist eine Reaktion auf komplexere Kundenbedürfnisse und die Forderung nach flexibleren Produktionsbedingungen. Nicht nur Roboterhersteller zählen zu den Profiteuren dieser Entwicklung. Ein Gastbeitrag von Marc Hellingrath, Union Investment
Über kaum einen Trend wird in den Medien derzeit so oft berichtet wie über die Digitalisierung. Doch viele Deutsche stehen der Entwicklung skeptisch gegenüber – in ihren Augen kommt die zunehmende Automatisierung von Geschäftsprozessen und die steigende Anzahl von Robotern der Rationalisierung von Arbeitsplätzen gleich. Tatsächlich kommen Studien zu dem Ergebnis, dass die Digitalisierung Jobs gefährden wird: Die Bertelsmann Stiftung geht beispielsweise davon aus, dass die Arbeitslosigkeit in den Industrieländern auf bis zu elf Prozent im Jahr 2020 ansteigen könnte.
Kein neues Phänomen
Angesichts dieser düsteren Stimmung gerät schnell in Vergessenheit, dass die Automation standardisierter Geschäftsprozesse ein keineswegs neues Phänomen ist. Vor 50 Jahren beispielsweise begann die Revolution der Bargeldversorgung: Nachdem der Schotte John Shepherd-Barron an einem Samstag vor den verschlossenen Türen seiner Bankfiliale stand, erfand er einen Automaten, der Schecks prüfen, entwerten und im Gegenzug Bargeld auszahlen konnte. Vielen Bankkunden war dieser erste Schritt in Richtung der Automatisierung ihrer Bankgeschäfte zwar suspekt, der Siegeszug des Geldautomaten war aber nicht aufzuhalten. Bis heute hat das Gerät die traditionellen Kassenhäuschen in den Bankfilialen nahezu vollständig abgelöst.
Beschleunigung durch digitale Datenerfassung
Das Beispiel zeigt, dass Automation ein integraler Bestandteil der Weiterentwicklung moderner Industriestaaten ist. Mit der Möglichkeit der digitalen Datenerfassung und -speicherung hat sich der Trend in der vergangenen Dekade allerdings nochmal beschleunigt. Daten sind zum Dreh- und Angelpunkt des technischen Fortschritts geworden: Die Turbine eines Kraftwerks oder die Maschine einer Fertigungsstraße liefern modernen Industrieunternehmen beispielsweise Terabytes an Daten, moderne Algorithmen ermöglichen in kürzester Zeit deren Auswertung. Für Unternehmen eröffnet die Erhebung, Verarbeitung und Speicherung der Daten erhebliche Entwicklungspotenziale – sei es zur Prozessoptimierung, Effizienzsteigerung oder Weiterentwicklung des Geschäftsmodells.
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