Die Assetklasse der Anleihen ist nicht leicht zu verstehen. Ihr Wert wird nicht nur die regelmäßigen Auszahlungen und den Nennwert bestimmt, er hängt von mehreren Faktoren ab. Anleihemärkte werden oft falsch verstanden. Es ist Zeit, die fünf größten Mythen über Anleihen aufzuklären: Gastbeitrag von Nicholas Gartside, J.P. Morgan
Die Marktbewegung Anfang Februar war eine gesunde Korrektur, die eine gute Gelegenheit zur selektiven Erhöhung des Risikoengagements bot. Das fundamentale Umfeld ist weiterhin sehr robust und rechtfertigt daher den behutsamen Abbau der ultralockeren Geldpolitik der Notenbanken.
Andererseits signalisiert die anhaltende Nachfrage nach bonitätsstarken Anleihen in Kombination mit einer allmählich steigenden, aber nicht außer Kontrolle geratenen Inflation, dass ein drastischer Anstieg der Rendite zehn-jähriger US-Staatsanleihen auf über drei Prozent nicht zu erwarten sei. Rund um die Anleihenmärkte kursieren fünf Mythen, die auch in 2018 auf die Probe gestellt werden können:
1. Mythos: Die Inflation ist tot
Anleiheninvestoren haben sich in einer Welt der verhaltenen Inflation sehr wohl gefühlt und werden möglicherweise in diesem Jahr eine Überraschung erleben. Kurzfristige Inflationskennziffern haben bereits begonnen anzusteigen, insbesondere in den USA. Unternehmensinvestitionen schnellten 2017 in die Höhe – diese gehen normalerweise mit einer höheren Produktivität einher, die in der Vergangenheit das Lohnwachstum förderte.
Die geldpolitischen Erwartungen haben sich allerdings noch nicht an das veränderte Umfeld angepasst. In Europa befinden sich die Leitzinsen weiterhin auf Krisenniveau und der Markt preist die erste Leitzinserhöhung nicht vor Ende 2019 ein. Doch befindet sich Europa unserer Überzeugung nach nicht mehr in der Krise – im Gegenteil: Europa ist eine große wirtschaftliche Erfolgsgeschichte.
Da aber per Ende des letzten Jahres laut Bank of America Merrill Lynch immer noch ein Drittel der Renditen auf dem europäischen Anleihenmarkt im negativen Bereich notierten, dürfte wohl eine schmerzhafte Zeit bevorstehen.
2. Mythos: Politische Ereignisse sorgen in diesem Jahr für Störfeuer an den Märkten
Investoren mögen in Sachen Inflation zu optimistisch sein, andererseits zeigen sie sich über politische Risiken etwas zu besorgt. Weltweit stehen in diesem Jahr 84 Wahlen an – das ist etwa alle vier Tage eine Entscheidung. Im Gegensatz zu den eher dramatischen Wahlergebnissen der vergangenen zwei Jahre dürften diese politischen Ereignisse allerdings alles andere als aufsehenerregend ausfallen.
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