Während Anleger auf die USA blicken, bemerken viele von ihnen den Aufschwung in Europa nicht. So entgehen ihnen Chancen, denn für die Investition in die Eurozone gibt es mehr Gründe als den starken Euro. Gastbeitrag von Christian Kopf, Union Investment.
Europe first! Die Konjunktur ist so kräftig wie lange nicht. Wie Eurostat in seiner vorläufigen Schnellschätzung berichtete, kletterte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2017 um 2,5 Prozent. Das ist der höchste Wert seit Ausbruch der Finanzkrise.
Und es wird so weitergehen: 2018 sollte das BIP-Wachstum nach der Prognose von Union Investment 2,4 Prozent erreichen. In wirtschaftlicher und anlagepolitischer Hinsicht sticht die Eurozone derzeit viele Regionen aus.
Blick nach USA lenkt von Eurozone ab
Während der Kapitalmarkt gebannt auf die USA schaut und die Wirkungen von Trumps Steuerreform feiert, wird der heimische Aufschwung oft noch unterschätzt. Es ist richtig, dass die US-Wirtschaft einen fiskalpolitischen Schub bekommt. Obwohl der amerikanische Aufschwung bereits mehr als neun Jahre andauert, ist noch kein Ende in Sicht. Aber in reifen Konjunkturphasen ist die Beschleunigung begrenzt. Und Ökonomen wissen: Kein Zyklus hält ewig.
In der Eurozone steht der Aufschwung hingegen noch am Anfang. Die Erholung gewinnt deutlich an Stärke und Breite. Binnen- und Außenwirtschaft treiben gleichermaßen das Wachstum, sowohl die Peripherie als auch Kerneuropa legen zu. Besser sah das Konjunkturbild schon lange nicht mehr aus.
Starker Euro
Das zeigt sich auch an der Börse, vor allem am Devisenmarkt. Der Euro befindet sich mitten in einer Aufwärtsrally. Gute Fundamentaldaten, politische Stabilität und die Aussicht auf einen baldigen Ausstieg der Europäischen Zentralbank (EZB) aus dem Anleiheankaufprogramm befeuern die Gemeinschaftswährung.
Wir erwarten, dass die EZB die Öffentlichkeit bis Mitte 2018 kommunikativ auf den Ausstieg vorbereitet. Ab September wird dann sukzessive das Ende eingeläutet. Der US-Dollar hingegen leidet unter strukturellen Belastungen, die auch noch weit in das laufende Jahr wirken sollten: Die Wachstums- und Zinsdifferenz zu anderen Regionen schrumpft, während das Zwillingsdefizit steigt. Wir haben daher unsere Prognose auf 1,30 US-Dollar pro Euro bis zum Jahresende angehoben.
Die Währungsentwicklung beeinflusst die Attraktivität von Anlageklassen. Das gilt beispielsweise für Aktien. Zwar eilt die Wall Street von Rekord zu Rekord. Doch für einen Euro-Investor werden die Kursanstiege durch den Dollarabverkauf teilweise aufgezehrt. Deshalb empfehlen sich verstärkt Investitionen in heimischen Gefilden, schließlich ist der starke Euro auch ein Zeichen wirtschaftlicher Prosperität. Für uns zählt die Eurozone eindeutig zu den Anlagefavoriten 2018.
Christian Kopf ist Leiter Portfoliomanagement Renten und Mitglied des Union Investment Committees
Foto: Union Investment