Spätestens ab der zweiten Jahreshälfte 2018 wird die Weltwirtschaft langsamer wachsen, davon ist das Feri Institut überzeugt. Obwohl Deutschland eine Sonderstellung habe, komme es auch hier zum Abschwung. Warum sich die Konjunktur abkühlen wird:
Das Wachstum der Weltwirtschaft hat seinen Höhepunkt erreicht und wird spätestens ab der zweiten Jahreshälfte sinken. Wenn die Notenbanken weniger expansiv handeln, würden strukturelle Probleme wieder deutlich wie die hohe Verschuldung und die nur langsam steigende Produktivität.
„Wir glauben, dass die verschlechterten Stimmungsindikatoren, die aktuell zu sehen sind, genau dies widerspiegeln und deshalb nicht nur eine temporäre Erscheinung sein werden“, sagte Axel D. Angermann, Chef-Volkswirt der Feri Gruppe, gestern auf dem 31. FERI-Konjunktursymposium in Bad Homburg.
Auf der Veranstaltung stellten Feri-Experten gegenüber zahlreichen Vertretern aus verschiedenen Bereichen der deutschen Wirtschaft ihre Analysen und Prognosen zur Entwicklung der Weltwirtschaft vor.
Abschwung beginnt in den USA
Ausgangspunkt der Abkühlung seien die USA. Zwar würden die Steuerreform und höhere Staatsausgaben der Wirtschaft einen Impuls geben, doch würden sich gleichzeitig die Anzeichen mehren, dass die Konjunktur in der letzten Phase des Aufschwungs sei.
Steigende Löhne und höhere Importpreise aufgrund der protektionistischen Politik würden die Inflationsrate über drei Prozent treiben. Daher werde die amerikanische Zentralbank Federal Reserve (Fed) die Geldpolitik stärker als bisher angekündigt straffen.
China und USA werden Handelskrieg vermeiden
Steigende Zinsen, eine eventuell inverse Zinsstrukturkurve, Protektionismus und die eingetrübte Stimmung würden den privaten Verbrauch und Investitionen dämpfen und so einen Konjunkturabschwung auslösen. „Wir rechnen damit, dass das Wachstum der US-Wirtschaft im Jahr 2019 auf weniger als zwei Prozent sinken wird“, so Angermann.
Sowohl China als auch die USA werden einen Handelskrieg nach Ansicht von Feri vermeiden. Für China sei die USA der mit Abstand bedeutendste Absatzmarkt, daher habe es eine schlechte Verhandlungsposition und müsse Zugeständnisse machen. Doch auch die USA werde die Konfrontation vermeiden, da sie von Importen abhängig sei.
Der Welthandel werde in den kommenden Jahren zwar geschwächt, aber nicht grundsätzlich beeinträchtigt. Langfristig leide hingegen die Globalisiserung.
Konjunkturrückgang auch in Deutschland
Das treffe auch Deutschland. Hier laufe der Aufschwung bereits länger als imRest der Währungsunion und das gesamtwirtschaftliche Produktionspotenzial sei zunehmend ausgelastet. Doch werde der negative außenwirtschaftliche Impuls durch eine starke Binnennachfrage abgefedert.
Im laufenden Aufschwung tragen die Bauwirtschaft, der Einzelhandel und viele Dienstleistungsbranchen wesentlich zur gesamtwirtschaftlichen Expansion bei, und dies kann sich angesichts der positiven Lage auf dem Arbeitsmarkt und steigender Löhne noch eine Weile fortsetzen. Das Wachstum werde sich im kommenden Jahr abschwächen, ein Konjunktureinbruch sei aber nicht zu erwarten. (kl)
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