Mario Draghi reagiert auf die getrübten Konjunkturaussichten, indem er den Leitzins nicht anhebt. Damit bleibt der Kurs der Europäischen Zentralbank weiter hinter den USA und Großbritannien zurück. Draghis Vorsicht findet Zustimmung, ist aber gleichzeitig an negatives Signal.
Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) beruhigt die Märkte indem er vorhersehbar entscheidet. Die Zentralbank hat auf ihrer Sitzung am Donnerstag entschieden, den Leitzins unverändert bei null Prozent zu belassen. Banken müssen weiterhin einen Strafzins von 0,4 Prozent auf Einlagen zahlen. Das geht aus einer Pressemitteilung der EZB hervor.
Ende der Anleihenkäufe bleibt offen
Auch zum Ende des Anleihenkaufprogramms hat sich Draghi nicht geäußert. Damit ist die Geldpolitik der EZB immer noch expansiv, wenn auch weniger als im vergangenen Jahr. Die US-Notenbank Federal Reserve und die Bank of England haben indes den Leitzins bereits erhöht.
Ronald Temple, Co-Head Multi Asset Investing bei Lazard Asset Management, begrüßt das Ergebnis der EZB-Ratssitzung: „Die heutige Entscheidung der EZB, den Leitzins unverändert zu lassen, ist aus meiner Sicht richtig.“
Die Gründe für Draghis Zurückhaltung
Temple führt an, dass die Wirtschaft inzwischen langsamer wachse, die Kerninflation niedrig sei und die Arbeitsmärkte in wichtigen Volkswirtschaften noch immer schwach. Hinzu komme die Bedrohung durch die protektionistische Handelspolitik des US-Präsidenten Donald Trump.
„Auch wenn es keine Garantie dafür gibt, dass der Ausblick im Juni viel klarer sein wird: Die EZB konnte so doch zumindest vermeiden, die Anleger unnötig mit Hinweisen nervös zu machen, die sie später ändern muss“, sagt Temple.
Die weiterhin expansive Geldpolitik beruhigt die Märkte, ist aber gleichzeitig kein positives Signal, denn die Nullzinspolitik verdeutlicht, dass auch die EZB skeptisch ist. (kl)
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