Drohende Inflation in den USA?

Anleger haben letzte Woche panisch vor allem US-Titel verkauft. Während einige Beobachter von Manipulationen sprechen, führen andere die Sorge vor steigender Inflation und höheren Zinsen ins Feld. Sind diese Sorgen berechtigt?

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Anleger fürchten, dass sich der US-Dollar so stark abwertet, dass die Fed die Zinsen schneller als bisher angekündigt anhebt und damit die Wirtschaft abwürgt.

Eine Erklärung für die jüngsten Turbulenzen an den Märkten seien die gestiegenen Inflationserwartungen, vor allem in den USA. Das sagt Axel D. Angermann, Chef-Volkswirt der Feri Gruppe. „Die robuste Wirtschaftsentwicklung treibt die Nachfrage nach Arbeitskräften und damit die Löhne nach oben. Es wird mehr konsumiert, die Unternehmen können ihre Preise erhöhen“, so Angermann.

Um auf die Gefahr einer Inflation zu reagieren, erhöhe die Notenbank die Zinsen. Doch steigende Zinsen würden die Gewinnprognosen der Unternehmen belasten, hohe Aktienbewertungen wären dann nicht mehr gerechtfertigt.

Gründe für steigende Inflation

„Die Argumentation erscheint auf den ersten Blick einleuchtend, doch auf die aktuelle Situation trifft sie nur zum Teil zu“, merkt Angermann an. Es sei richtig, dass der Arbeitsmarkt in den USA nahe der Vollbeschäftigung ist und dass die Löhne tendenziell schneller wachsen, doch werde dieser Trend durch mehrere Faktoren gedämpft.

„Die Meldung, dass die Wochenlöhne für den Monat Dezember um 2,9 Prozent über dem Vorjahreswert liegen, hat die Spekulationen über einen bevorstehenden deutlichen Anstieg der Inflation erst ausgelöst. Eine solche Lohnzuwachsrate ist allerdings selbst für den Zeitraum seit der Finanzkrise im Jahr 2008 nicht besonders hoch“, sagt Angermann.

Der Reallohnzuwachs der amerikanischen Beschäftigten liege damit immer noch bei weniger als einem Prozent. Zudem würden die Globalisierung und Digitalisierung die Lohnentwicklung dämpfen. Ein Konsumboom aufgrund stark steigender Löhne sei daher vorerst nicht zu erwarten.

Notenbank muss nicht auf Inflation reagieren

„Auch ein Inflationsschub, der aus Kapazitätsengpässen resultiert, ist derzeit nicht sehr wahrscheinlich. Zwar ist die Kapazitätsauslastung der US-Wirtschaft in den vergangenen Monaten um zwei Prozentpunkte angestiegen, liegt damit aber immer noch um mehr als zwei Prozentpunkte unter ihrem langjährigen Durchschnitt“, so Angermann.

Auch die Importpreise beeinflussen die Inflation. Diese würden durch den schwächeren US-Dollar seit einem Jahr steigen. Doch beobachte man aktuell einen Anstieg um drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch sei das nicht besorgniserregend.

„Unterm Strich ist damit zu rechnen, dass die um Energie und Nahrungsmittel bereinigte Kerninflationsrate im Laufe des Jahres steigen und aller Voraussicht nach ein Niveau von mindestens 2,5 Prozent erreichen wird. Daraus lässt sich allerdings keine zwingende Notwendigkeit für eine deutliche Straffung der Geldpolitik ableiten, die über das bislang angekündigte Maß hinausgeht“, beruhigt Angermann.

„Befürchtungen nicht angebracht“

Es sei wenig wahrscheinlich, dass die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) unter ihrem neuen Vorsitz Jerome Powell den Kurs wechselt. sie werde als im Lauf des Jahres die Zinsen, wie angekündigt, dreimal erhöhen.

„Der Realzins wird am Ende des Jahres also wahrscheinlich immer noch negativ sein. Ernsthafte Befürchtungen, dass steigende Inflationsraten und eine drastisch verschärfte Geldpolitik die Konjunktur abwürgen könnten, sind derzeit also nicht angebracht“, schließt Angermann. (kl)

Foto: Shutterstock

 

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